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Detraining & Fat Overshoot: Steigt der Körperfettanteil, wenn man mit dem Training aufhört?

Detraining & Fat Overshoot: Steigt der Körperfettanteil, wenn man mit dem Training aufhört?

Biologische Stressoren führen im menschlichen Körper zu einer Reihe von positiven und negativen Reaktionen (9), die auf einen physiologischen Mechanismus zurückgeführt werden können, den wir als Allgemeines Anpassungssyndrom(GAS, nach Hans Selye) bezeichnen. Hierbei handelt es sich um die Gesamtheit aller nicht-spezifischer Effekte, die im Zuge von Stress ausgelöst werden (10) und zu einer Adaption beitragen (11).

Der Stressor erzeugt einen Stimulus, der unseren Körper in Alarmbereitschaft versetzt und – unter bestimmten hinreichenden Bedingungen – zu einem Kompensationseffekt („Superkompensation“) führt, der uns widerstandsfähiger gegenüber diesem Stressor macht, d.h. für eine höhere Resilienz sorgt (12). Sport und Training zählen zu diesen potenziellen Stressfaktoren, die zu einer Vielzahl von Adaptionseffekten führen (z.B. Muskel- und Kraftaufbau, sowie stärkere Knochen als Folge einer regelmäßigen und progressiven Workout-Routine mit Gewichten) (13).

Muster-Reaktion des Allgemeinen Anpassungssyndroms (GAS) beginnt mit einem anfänglichen Rückgang, gefolgt von einem Anstieg des Anpassungsniveaus des Organismus; eine verlängerte Anwendung eines Stressors oder eine zu hohe Dosis führt zur Erschöpfung. Die Trainingsbelastung und die Reaktion darauf können in Übertraining resultiert aus einem falschen Belastungs- und Ermüdungsmanagement. (Bildquelle: Cunanan et al., 2018)

Muster-Reaktion des Allgemeinen Anpassungssyndroms (GAS) beginnt mit einem anfänglichen Rückgang, gefolgt von einem Anstieg des Anpassungsniveaus des Organismus; eine verlängerte Anwendung eines Stressors oder eine zu hohe Dosis führt zur Erschöpfung. Die Trainingsbelastung und die Reaktion darauf können in Übertraining resultiert aus einem falschen Belastungs- und Ermüdungsmanagement. (Bildquelle: Cunanan et al., 2018)

Entsprechende Kompensationseffekte wurden - als Folge körperlicher Ertüchtigung – u.a. in der wissenschaftlichen in Knochen- und Muskelgewebe (14)(15) und verschiedenen Energiesubstraten (etwa Glykogen, Phosphocreatin und ATP) (16)(17) beschrieben.

Die Auswirkungen auf Körperfett werden dagegen weitaus weniger gut verstanden bzw. diskutiert. Es ist jedoch bekannt, dass ein kontinuierliches Training bei moderater Intensität zu einer erhöhten Fettoxidation führt (19)(20) (siehe hierzu auch den Beitrag „Die Bedeutung der Fettverbrennung bei Sport & Training“) und so, im Kontext einer hypokalorischen Ernährung, zu einer Verringerung des Körperfettanteils und vorteilhaften Effekten auf die Blutfettwerte beitragen kann (21).

Unter diesen Gesichtspunkten wäre es also auch denkbar, dass Kompensationseffekte im Fettgewebe auftreten (22)(23)(24). Diese wurden beispielsweise in der Vergangenheit bei Ausdauersportlern näher untersucht, wo eine erhöhte Konzentration an intramuskulären Fettreserven beobachtet werden konnte (25) – ein Phänomen, welches als „Endurance Paradox“ bekannt ist (26). Eine vermehrte Fettzunahme ist bei Individuen, die mit der regelmäßigen Sporttätigkeit aufhören, zu erwarten, was – Hypothesen zur Folge – zumindest teilweise mit einer gewebsspezifisch-erhöhten Insulinsensitivität und Glycerin-3-phosphat-Veresterungsrate zusammenhängen könnte (27)(28)(29).

Das ausbleibende Training führt einerseits zu einem reduzierten Energieverbrauch und andererseits zu einem Detraining-Effekt, der eine Vielzahl der mit dem Sport positiv assoziierten Adaptionen umkehrt (30)(31)(32) (die erhöhte Fettoxidation verschiebt sich beispielsweise binnen weniger Wochen wieder zu Gunsten einer gesteigerten Kohlenhydrat-Substratnutzung (30)).

Mechanismus zur Unterstützung der Hypothese einer kompensatorischen Wirkung auf das Fettgewebe nach akutem MICE (moderate-intensity continous training) und Detraining. RER = Ruhe-Energieverbrauch; NEAT: Thermogenese bei nicht-sportlicher Belastung; Pfeile nach oben: Zunehmende Reaktion; Abwärtspfeile: Abnehmende Reaktion; Pfeile nach oben und unten kombiniert: Keine Veränderung. (Bildquelle: Coswig et al., 2016)

Mechanismus zur Unterstützung der Hypothese einer kompensatorischen Wirkung auf das Fettgewebe nach akutem MICE (moderate-intensity continous training) und Detraining. RER = Ruhe-Energieverbrauch; NEAT: Thermogenese bei nicht-sportlicher Belastung; Pfeile nach oben: Zunehmende Reaktion; Abwärtspfeile: Abnehmende Reaktion; Pfeile nach oben und unten kombiniert: Keine Veränderung. (Bildquelle: Coswig et al., 2016)

Derartige Umstände könnten zusammengenommen zu einem vermehrten Aufbau von Körperfett führten, was für viele ambitionierte (Freizeit-)Sportler ein Graus ist. Aber ist diese Sorge tatsächlich berechtigt?

Ein Team von brasilianischen Wissenschaftlern wollte es genauer wissen und hat im Zuge eines systematischen Reviews untersucht, welche Auswirkung die Beendigung des Trainings auf Körperfett und Fettaufbau hat.

Lass‘ uns einen näheren Blick auf diese Arbeit werfen und herausfinden, wie schlimm es wirklich ist. (...)


Dieser Artikel erschien in der 08/2022 Ausgabe des Metal Health Rx Magazins.

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Bildquelle Titelbild: Fotolia / Nomad_Soul


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