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Supplement Guide: Mariendistel (Silymarin): Wirkung, Dosierung & Effizienz | Metal Health Rx

Quick Start Supplement Guide: Mariendistel (Silymarin)


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Supplement Guide: Mariendistel (Silymarin): Wirkung, Dosierung & Effizienz

Andere Bezeichnungen für Mariendistel

  • Milk Thistle
  • Marian Thistle
  • Christi Krone
  • Donnerdistel
  • Fieberdistel
  • Fechdistel
  • Frauendistel
  • Heilandsdistel
  • Silibinin
  • Silybin
  • Silybum
  • Silybum marianum
  • Silymarin
  • Marie Thistle
  • Wilde Artischoke

Effizienz von Mariendistel: ★★★★ (4 Sterne)

Die beworbene Wirkung bzw. der Wirkungsmechanismus wurde in mindestens einer oder mehrerer größerer Humanstudien oder einer Vielzahl kleinerer Humanstudien demonstriert.

Was ist die Mariendistel?

Bei der Mariendistel handelt es sich um eine ein- bis zweijährige Pflanze aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae) bzw. deren Unterfamilie (Carduoideae), die überwiegend in Nordafrika, dem mittleren Osten sowie der mediterranen Region Europas vorkommt.

Die Mariendistel wird in der Medizin vorwiegend aufgrund ihrer leberschützenden Wirkung eingenommen - sowohl zur akuten Behandlung (z.B. bei Intoxikation) als auch zur Prävention. (Bildquelle: Fotolia / natka80)

Die Mariendistel wird in der Medizin vorwiegend aufgrund ihrer leberschützenden Wirkung eingenommen – sowohl zur akuten Behandlung (z.B. bei Intoxikation) als auch zur Prävention. (Bildquelle: Fotolia / natka80)

Wie soll die Mariendistel wirken?

In der Volksmedizin wurde die Mariendistel lange Zeit zur Behandlung von Gelbsucht (Ikterus) und anderweitigen Leberproblemen bzw. zum Erhalt und zur Stärkung der Lebergesundheit eingesetzt. Ihre Wirkung wird gemeinhin als „hepatoprotektiv“ eingestuft (1).

Die Mariendistel soll bei der Entgiftung helfen (z.B. bei einer Vergiftung durch den grünen Knollenblätterpilz (2), bei Alkoholismus und Hepatits B (4)), sowie den Gallenfluss und die Zirkulation anregen. Man nutzt sie bei Gallenbeschwerden, Migräneanfällen, bei Reisekrankheit sowie dyseptischen Beschwerden und Krampfadern. Die positive Wirkung ist jedoch nicht immer eindeutig belegt (z.B. bei der Behandlung von Alkoholismus/Hepatitis B).

Einige Quellen behaupten, dass die Mariendistel in der Lage ist das Risiko für Krebs zu senken bzw. bei dessen Behandlung zu helfen (z.B. indem der Krebs verlangsamt wird), allerdings gibt es nach dem heutigen Kenntnisstand keine Beweise, welche diese Hypothese untermauern (3).

Innerhalb der Kraftsportszene werden Mariendistel-haltige Produkte zur Leberunterstützung bei der Verwendung von leistungssteigernden Substanzen (anabole Steroide, Prohormone und andere Wirkstoffe) eingesetzt, um deren (oftmals) lebertoxische Wirkung abzumildern (1).

Wirkungsmechanismus von Mariendistel

Der aktive Inhaltsstoff, der für die leberschützende Wirkung von Mariendistel verantwortlich gemacht wird, ist das Silymarin, welches zur Gruppe der Flavolignane zählt und sich überwiegend in den Früchten wiederfindet (neben weiteren Pflanzenstoffen, wie Sterole und Flavonoide (1).

Bei Silymarin handelt es sich jedoch nicht um eine einzelne Substanz, sondern viel eher um eine Substanzgruppe, die sich aus Silibinin (macht schätzungsweise einem Anteil von 50-70% aus), Silichristin, Silidianin und einiger weiterer Stoffe in kleineren Mengen zusammensetzt (5)(6).

Von den Silymarin scheint das Silibinin die wichtigste Rolle einzunehmen, was unter anderem daran liegt, dass Silichristin im Magen-Darmtrakt nicht so gut resorbiert wird, während das Silidianin (zu) schnell abgebaut wird (7).

Der leberschützende Effekt der Mariendistel wird nach heutigem Kenntnisstand noch nicht vollständig verstanden, allerdings ist davon auszugehen, dass die Wirkung auf mehreren Wirkungsmechanismen beruht: Zum einen zählt Silymarin zur Gruppe der potenten Antioxidantien, wodurch es z.B. in der Lage ist als Radikalfänger aufzutreten (und damit oxidativen Stress zu reduzieren). Zum anderen hemmt es die Synthese von NO und verhindert die Lipidperoxidation – beides kann zu Schäden an den Zellwänden, den Membranen, führen.

Eine weitere Eigenschaft von Silymarin ist, dass es in der Lage ist freies Eisen zu binden (6). Darüber hinaus kann es Toxine davon abhalten in die Zelle zu gelangen, indem es um die gleichen Rezeptoren an der Zellmembran konkurriert. Interessant ist vor allem, dass diese Stoffgruppe bei der Regeneration von Leberzellen behilflich ist, indem es die dortige Proteinsynthese ankurbelt (7).

Schließlich wirkt Silymarin entzündungshemmend und zellschützend, indem es z.B. den Tumor Necrosis Factor (TNF) hemmt (8).

Wie effektiv ist Mariendistel?

Aufgrund der Vielzahl an potenziellen Lebererkrankungen und –schäden erweist es sich als überaus schwierig die Effektivität von Mariendistel zur Behandlung dieser Probleme zu bestimmen. Ein Gros der Studien hat sich derweil überwiegend auf 4 „Problemfälle“ konzentriert:

  • Alkoholbedingte Heptatits
  • virale Hepatitis
  • Vergiftung durch den grünen Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) sowie
  • akute Vergiftung infolge von Medikamenten/Drogen und Toxinen

Am Relevantesten erscheinen vor allem die letzten beiden Punkte (vor allem im Kontext des (Kraft-)Sports, wo mit leistungssteigernden (aber leberschädigenden) Substanzen, z.B. Steroiden und Prohormonen, gearbeitet wird.

An dieser Stelle empfiehlt sich vor allem das Studium von 6 größere Reviews, welche die Wirkung der Mariendistel näher untersucht haben (4)(9)(10)(11)(12)(13) und auf die an dieser Stelle zusammenfassend dargestellt werden sollen.

Der Einsatz von Mariendistel erweist sich als effektive Methode zur Behandlung einer Vergiftung infolge des Verzehrs des grünen Knollenblätterpilzes. Zudem ist es wirkungsvoll bei der Behandlung von alkoholbedingter Leberzirrhose (hier fehlt es aber noch an Langzeitstudien). In Sachen viraler Hepatitis (Leberentzündung) erweist sich der Einsatz von Mariendistel als nicht effektiv.

Was akute Vergiftungserscheinungen infolge von Drogen und Medikamenten betrifft, gibt es nur eine begrenzte Menge an relevanten Untersuchungen (was auch mit ethischen Gesichtspunkten zusammenhängt – man kann nicht einfach Leute nehmen und diese mal eben einer Überdosis vergiften). Ungarische Wissenschaftler untersuchten jedoch einen spannenden Fall in Industriearbeitern, die mit Lösungsmitteln (Toluen und Xylen) in Kontakt kamen (in der Folge eine abnormale Leberfunktion zeigten) und über einen Zeitraum von 5 bis 20 Jahren mit Mariendistel behandelt wurden (14).

Der Mariendistel-Extrakt (Legalon®) wurde 3x täglich eingenommen. Die Forscher stellten fest, dass erste Verbesserungen der Lebewerte bereits nach 30 Tagen Einnahme realisiert wurden (14).

Bewegt man sich weg von Humanstudien, so lassen sich auch einige experimentelle Versuche an Tieren finden, bei denen die Gabe von Mariendistel einen Nutzen zeigte. Konkret gibt es Studien, welche eine positive Wirkung von Mariendistel bei folgenden Vergiftungen zeigten:

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ergänzung mit Mariendistel (oder einem Mariendistel-Extrakt) bei einer Reihe von Lebergiften nützlich sein kann (vor allem gegen das Gift des grünen Knollenblätterpilzes).

Bezüglich der Nutzung von Silymarin hinsichtlich der Abmilderung von lebertoxischen Effekten, die durch die Nutzung von leistungssteigernden Substanzen (anabole Steroide, Prohormone) hervorgerufen werden, gibt es aktuell keine nennenswerten Studien, welche eine positive Wirkung untermauern würden.

Adel Moussa von Suppversity hat 2011 eine Studie gereviewt, welche den Effekt von Mariendistel im Kontext der PCT („Post Cycle Therapy“) untersucht hat – konkret: bei gleichzeitiger Gabe von Tamoxifen – einem selektiven Östrogen-Rezeptor-Modulator aka SERM – untersucht hat (21).

Bei der Studie, um die es hierbei ging, handelt es sich auch um ein Tierexperiment (22). Die Dosis von 2g Silymarin (HED) konnte zwar die Lipidperoxidation massiv senken, allerdings blieb der Wert immer noch vergleichsweise hoch (13x höher als normal Vs. 68X höher als normal ohne Silymarin).

Innerhalb der Kraftsportgemeinde (Bodybuilding, Powerlifting, Olympisches Gewichtheben) ist Mariendistel oftmals Teil der PCT. Die positive Wirkung zur Abmilderung lebertoxischer Effekte durch leistungssteigernde Substanzen ist allerdings alles andere als hinreichen belegt.(Bildquelle: Fotolia / REDPIXEL)

Innerhalb der Kraftsportgemeinde (Bodybuilding, Powerlifting, Olympisches Gewichtheben) ist Mariendistel oftmals Teil der PCT. Die positive Wirkung zur Abmilderung lebertoxischer Effekte durch leistungssteigernde Substanzen ist allerdings alles andere als hinreichen belegt.(Bildquelle: Fotolia / REDPIXEL)

Typische Dosierung von Mariendistel

Die gängige Dosierung von Mariendistel (80% Silymaringehalt) liegt bei 100 mg – 350 mg pro Gabe, eingenommen bis zu 3x täglich.

Sicherheit & Interaktionen von Mariendistel

Nach aktuellem Kenntnisstand gibt es keine Kontraindikationen bei der Einnahme von Mariendistel (oder deren Extraktform).

In Ratten konnte gezeigt werden, dass die Einnahme von Silibinin in der Lage ist die Bioverfügbarkeit von Tamoxifen zu steigern (23). Ob sich ähnliche Effekt beim Menschen manifestieren, ist aktuell nicht bekannt.

Bezugsquelle(n) von Mariendistel

Supplemente und NEMS mit Mariendistel werden oftmals in Extraktform als Pulver oder Kapseln angeboten. Wichtig ist vor allem, dass der Extrakt auf die Gruppe der Silymarin standardisiert ist (typisch ist ein Mindestgehalt von 70-80% Silymarin).

Das weiter oben erwähnte Legalon® wird beispielsweise von der deutschen Firma Madaus hergestellt und ist sowohl in Tabletten-Form erhältlich (enthält 70 oder 140mg Silymarin pro Tablette) oder als Injektion (primär zur schnellen Behandlung bei einer Vergiftung mit dem grünen Knollenblätterpilz genutzt).

Legalon® ist über Amazon erhältlich (in den USA wird es unter dem Namen Thisilyn® verkauft).

Quellen & Referenzen

(1) Griffiths, PJ. (2011): Sport Supplement Review. Cissus Quadrangularis: S. 113-115. Auf Amazon.de

(2) Rainone, F. (2005): Milk thistle. In: Am Fam Physician. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16225032.

(3) Cancer Research UK: Milk Thistle. URL: http://www.cancerresearchuk.org/about-cancer/cancer-in-general/treatment/complementary-alternative-therapies/individual-therapies/milk-thistle-and-liver-cancer.

(4) Rambaldi, A. / Jacobs, BP. / Gluud, C. (2007): Milk thistle for alcoholic and/or hepatitis B or C virus liver diseases. In: Cochrane Database of Systemic Reviews. URL: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/14651858.CD003620.pub3/abstract;jsessionid=DFC24CE1F5D494D464310E6A8814274D.f04t03.

(5) Barnes, J., et al. (2007): Herbal Medicines. 3. Auflage. London: Pharmaceutical Press. Auf Amazon.de

(6) Venkataramanan, R., et al. (2000): Milk thistle, a herbal supplement, decreases the activity of CYP3A4 and uridine diphosphoglucuronosyl transferase in human hepatocyte cultures. In: Drug Metab Disp. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11038151.

(7) Mulrow C., et al. (2000): Milk Thistle: Effects on Liver Disease and Cirrhosis and Clinical Adverse Effects. In: National Library of Medicine (1998-2005): AHRQ Evidence Report Summaries. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK11896/.

(8) Manna, SK., et al. (1999): Silymarin suppresses TNF-induced activation of NF-kappa B, c-Jun N-terminal kinase, and apoptosis. In: J Immunol. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10586080.

(9) Wellington, K. / Jarvis, B. (2001): Silymarin: A review of its clinical properties in the management of hepatic disorders. In: BioDrugs. URL: https://link.springer.com/article/10.2165/00063030-200115070-00005.

(10) Saller, R. / Meier, R. / Melzer, J. (2001): The use of silymarin in the treatment of liver diseases. In: Drugs. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11735632.

(11) Saller, R., et al. (2008): An updated systematic review with meta-analysis for the clinical evidence of silymarin. In: Forsch Komplementmed. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18334810.

(12) Mayer, KE. / Myers, RP. / Lee, SS. (2005): Silymarin treatment of viral hepatitis: A systematic review. In: J Viral Hepat. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16255756.

(13) Tamayo, C. / Diamond, S. (2007): Review of clinical trials evaluating safety and efficacy of milk thistle (Silybum marianum [L.] Gaertn.). In: Integr Cancer Ther. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17548793.

(14) Szilárd, S. / Szentgyörgyi, D. / Demeter, I. (1988): Protective effect of Legalon in workers exposed to organic solvents. In: Acta Med Hung. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/3073356.

(15) Song, Z., et al. (2006): Silymarin protects against acute ethanol-induced hepatotoxicity in mice. In: Alcohol Clin Exp Res. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16499481.

(16) Zima, T., et al. (1998): The effect of silibinin on experimental cyclosporine nephrotoxicity. In: Ren Fail. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9606735.

(17) Tuchweber, B. / Sieck, R. / Trost, W. (1979): Prevention of silybin of phalloidin-induced acute hepatotoxicity. In: Toxicol Appl Phamacol. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/531892.

(18) Porokhinak, LA. / Drogovoz, SM. / Rogozhin, BA. (1987): [Action of hepatoprotective agents in a tetracycline lesion of the liver]. In: Antibiot Med Biothekhnol. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/3631934.

(19) Jain, A., et al. (2010): Therapeutic efficacy of silymarin and naringenin in reducing arsenic-induced hepatic damage in young rats. In: Ecotoxicol Environ Saf. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20719385.

(20) Kim, SH., et al. (2009): Protective effect of a mixture of Aloe vera and Silybum marianum against carbon tetrachloride-induced acute hepatotoxicity and liver fibrosis. In: J Pharmacol Sci. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19151545.

(21) Moussa, A. (2011): Milk Thistle in PCT – Tamoxifen (Nolvadex) Still a Liver Killer, Despite Hepatoprotective Effect of Silymarin or Ziziphus. In: Suppversity.com. URL: http://suppversity.blogspot.de/2011/11/milk-thistle-in-pct-tamoxifen-nolvadex.html.

(22) Al-Jassai, S. / Saad, A. / Al-Omari, A. (2011): Toxic Effects of Tamoxifen and Protective Role of Silymarin and Zizyphus. In: Mid East J Sci Res. URL: http://www.idosi.org/mejsr/mejsr9%281%2911/18.pdf.

(23) Kim, CS., et al. (2010): Effects of silybinin on the pharmacokinetics of tamoxifen and its active metabolite, 4-hydroxytamoxifen in rats. In: Anticancer Res. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20150620.

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Bildquelle Titelbild: Fotolia / natka80


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