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Quick Start Supplement Guide: Himbeerketone

Quick Start Supplement Guide: Himbeerketone

Quick Start Supplement Guide: Himbeerketone

Andere Bezeichnungen für Himbeerketone

  • 4-(4-hydroxyphenyl) butan-2-on
  • Frambinon®
  • Oxyphenylon
  • p-hydroxybutanon
  • Rasketone
  • Raspberry ketones
  • Rheosmin

Effizienz von Himbeerketonen: ★★ (2 Sterne)

Die versprochene Vorteile bzw. der Wirkungsmechanismus des Supplements wurde in Tierversuchen und In Vitro Experimenten (Zellkulturen) demonstriert.

Zwar gibt es eine Humanstudie in der eine positive Wirkung erzielt werden konnte, jedoch erhielten die Teilnehmer darin einen ganzen Mix aus Stoffen, welche ebenso gut das Potenzial besitzen, die Fettverbrennung anzukurbeln, weshalb aus dieser Untersuchung nicht auf die Wirkung von Himbeerketonen geschlossen werden kann (vor allem bei der derzeitigen Studienlage – siehe unten).

Was sind Himbeerketone

Es handelt sich um eine Phenolverbindung, die in Himbeeren (Rubus idaeus) vorkommt und ihnen ihren charakteristischen Eigengeschmack verleiht. Strukturell ähnelt es den – ebenfalls für ihre schlankmachende Wirkung – bekannten Stoffen Capsaicin (enthalten in Chillies) und Synephrin (enthalten in Bitterorange) (2).

In der Nahrungsmittelindustrie werden Himbeerketone als Aroma verwendet. Darüber hinaus finden sie Anwendung in der Kosmetikindustrie.

Da ihre natürliche Konzentration jedoch sehr gering ist (1-17 µg auf 100g frische Himbeeren (1)), sind diese entsprechend teuer. Mittlerweile ist es jedoch möglich Himbeerketone synthetisch herzustellen (durch chemische Prozesse und via Bakterienkulturen) (3), wodurch der Preis in den letzten Jahren gesunken ist.

Biosynthese von Himbeerketonen

Biosynthese von Himbeerketonen (“4-hydroxyphenylbutan-2-one”). (Bildquelle: MetyCyc Pathaway)

Versprochene Wirkung von Himbeerketonen

Himbeerketone werden als Schlankmacher / Fat-Burner angepriesen und vermarktet. Aufgrund seiner strukturellen Ähnlichkeit zu Synephrin und Capsaicin gehen viele Personen davon aus, dass es eine identische Wirkung besitzt.

In Adipozyten (weißes Fettgewebe) steigern Himbeerketone die Lipolyse (Fettverbrennung) via Erhöhung des Noradrenalinspiegels (2). Eine potenzielle Wirkung kann auch durch eine Steigerung des Adiponectinspiegels (Fetthormon) zu Stande kommen (2), welches einen Faktor bei der Regulation des Fettsäureabbaus spielt.

Übergewichtige und fettleibige Menschen besitzen oftmals einen erniedrigten Adiponectinspiegel (4).

Strukturformel von Himbeerketonen - darin wird die Ähnlichkeit zu typischen stimulierenden Stoffen, wie Synephrin und Epinephrin, deutlich.

Strukturformel von Himbeerketonen – darin wird die Ähnlichkeit zu typischen stimulierenden Stoffen, wie Synephrin und Epinephrin, deutlich. (Bildquelle: Lin et al, 2011)

Wie effektiv sind Himbeerketone?

In Vitro Studien

In Zellkulturstudien gelang es Wissenschaftlern die Konzentration von Himbeerketonen in der Fettzelle zu steigern, wodurch die Fettfreisetzung verdreifacht wurde (4).

Folgeuntersuchungen (ebenfalls an Zellkulturen) brachten die Erkenntnis, dass Himbeerketone in der Lage sind die Aktivität bestimmter Gene positiv zu beeinflussen, die bei der Lipolyse eine wichtige Rolle spielen (z.B. ATGL und HSL) und zudem die Ausdifferenzierung von Stammzellen zu Fettzellen reduziert  (5).

Weitere Studien wurden an Primärzellen durchgeführt. Hierbei handelt es sich um Lebendzellen, die von Tieren (z.B. Ratten) entnommen werden. Die Gabe von Himbeerketonen alleine reichte nicht aus, um deine Stimulation der Fettverbrennung herbeizuführen, jedoch konnte ein solcher Effekt im Beisein von Norepinephrin identifiziert werden (2), was die Vermutung nahe legt, dass Himbeerketone lediglich die Wirkung von Norepinephrin verstärken.

Die gleiche Untersuchung stellte zudem fest, dass Himbeerketone nicht – wie z.B. Capsaicin oder Synephrin – an β-Rezeptoren binden (2).

In Vivo Studien (Tier)

Im tierexperimentellen Versuch mit Mäusen wurde gezeigt, dass Himbeerketone im Kontext einer fettreichen Ernährung die Leber der Tiere vor einer Verfettung (Steatohepatitis) schützt und die Konzentration von Leptin beeinflusst (6).

Die „schlankmachende“ Wirkung von Himbeerketonen wurde von Morimoto et al. (2005) in Mäusen bestätigt. Darin verabreichte man den Tieren über einen Zeitraum von 10 Wochen eine fettreiche Ernährung in Kombination mit 0,5%, 1% oder 2% Himbeerketonen. Im Anschluss verglich man das Endgewicht der Tiere mit jenen Mäusen, die keine Himbeerketone zu ihrer Nahrung aufgenommen hatten und stellte fest, dass diese weniger Fett aufgebaut hatten, als die Kontrolltiere (2).

Tiere, die man im Anschluss auf eine 5-wöchige Diät setzte, verloren zudem mehr Gewicht, wenn sie weiterhin Himbeerketone über die Nahrung aufnahmen, als die Kontrolltiere (2).

In Vivo Studien (Mensch)

Es gibt eine Humanstudie, welche die Wirkung von Himbeerketonen über einen Zeitraum von 8 Wochen untersucht hat (in übergewichtigen Männern und Frauen). Darin konnte bei auch ein überlegener Effekt hinsichtlich Fettverlust (7,8% Himbeerketone Vs. 2,8% Placebo) und Gewichtsreduktion (2% Himbeerketone Vs. 0,5% Placebo) demonstriert werden (7).

Das Problem bei dieser Studie ist jedoch, dass die Teilnehmer nicht nur Himbeerketone einnahmen, sondern einen Cocktail aus Koffein, Capsaicin, Knoblauch, Ingwer und Synephrin – die fettverbrennende Wirkung kann also genauso gut auf eine dieser Substanzen (oder die Kombination mehrerer Stoffe) zurückgeführt werden, statt auf die Wirkung der Himbeerketone.

In dieser Untersuchung wurde zudem ein Anstieg des Serum-Leptinwerts festgestellt (der Mix hatte jedoch keine Wirkung auf den Adiponectinspiegel) (7).

Typische Dosierung von Himbeerketonen

Himbeerketone werden in der Regel als Teil einer „Schlankheitsformel“ integriert, sind jedoch mittlerweile auch als Stand-Alone Supplemente verfügbar. Die in Supplementen enthalten Mengen liegen üblicherweise bei 125 – 250 mg, wobei in menschlichen Versuchen Dosierungen von 80 – 340mg/kg Anwendung fanden.

Rechnet man dagegen die Dosierungen aus Tierexperimenten auf den Menschen um, ergeben sich folgende Zufuhrmengen:

  • 870-3.700mg für eine 68 kg schwere Person
  • 100-5.000mg für eine 90 kg schwere Person
  • 500-6.200mg für eine 113 kg schwere Person

Sieht man einmal davon ab, dass die Einnahme solcher Mengen abnorm viel kosten würde und das die Wirkung beim Menschen quasi nicht belegt ist, kann die Supplementation mit Himbeerketonen gegenwärtig als nutzlos angesehen werden

Sicherheitsbedenken & Interaktionen von Himbeerketonen

Aktuell sind keine nachteiligen Effekte in Folge der Supplementation mit Himbeerketonen bekannt.

Studien an Fettzellen mit hoher Dosierung (100μM) zeigen keinen toxischen Effekt (4). In Tierversuchen (Ratten) konnten bei kurzfristiger Ergänzung keine negativen Effekte hinsichtlich Vitalparameter im Blut bei Dosierungen von bis zu 100mg/kg festgestellt werden (8). Die letale Dosis (LD50) beträgt 1,3 – 1,4g/kg Körpergewicht im Tierversuch (8).

Quellen & Referenzen

(1) Griffiths, PJ. (2011): Sport Supplement Review. A – Z Guide. Erhältlich auf Amazon unter: http://amzn.to/2kd6BHn.

(2) Morimoto, C., et al. (2005): Anti-obese action of raspberry ketone. In: Life Sci. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15862604.

(3) MetyCyc Pathway: Raspberry ketone biosynthesis. URL: https://metacyc.org/META/new-image?type=PATHWAY&object=PWY-5393.

(4) Parks, KS. (2010): Raspberry ketone increases both lipolysis and fatty acid oxidation in 3T3-L1 adipocytes. In: Planta Med. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20425690.

(5) Park, KS. (2015): Raspberry ketone, a naturally occurring phenolic compound, inhibits adipogenic and lipogenic gene expression in 3T3-L1 adipocytes. In: Pharm Biol. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25429790.

(6) Wang, L. / Meng, X. / Zhang, F. (2012): Raspberry ketone protects rats fed high-fat diets against nonalcoholic steatohepatitis. In: J Med Food. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22551412.

(7) Lopez, HL., et al.  (2013): Eight weeks of supplementation with a multi-ingredient weight loss product enhances body composition, reduces hip and waist girth, and increases energy levels in overweight men and women. In: J Int Soc Sports Nutr. URL: http://www.jissn.com/content/10/1/22/abstract.

(8) Gaunt, IF., et al. (1970): Acute and short-term toxicity of p-hydroxybenzyl acetone in rats. In: Food Cosmet Toxicol. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/5489397.

(9) Lin, CH., et al. (2011): Evaluation of in vitro and in vivo depigmenting activity of raspberry ketone from Rheum officinale. In: Int J Mol Sci. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21954327.


Bildquelle Titelbild:  Fotolia / kolesnikovserg


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