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Curcumin erhöht Testosteron & Spermienproduktion

Curcumin erhöht Testosteronspiegel und schützt Spermienproduktion

Curcumin gehört mit Sicherheit zu den Stoffen, die bei gesundheitsbewussten und sporttreibenden Menschen verstärkt in den Fokus geraten ist und reges Interesse geweckt hat.

Der aktive Inhaltsstoff von Kurkuma (auch als Gelbwurz oder Safranwurzel), der dem beliebten Currypulver seine gelbe Farbe verleiht, soll nicht nur als starkes Antioxidans vor freien Radikalen (und damit oxidativem Stress) schützen (7)(8), sondern auch entzündungshemmend wirken (2)(4)(5)(6)(9)(10), bei Arthritis helfen (3), den Blutdruck senken (5)(6)(11) (und dabei die Blutzirkulation verbessen (11)(12) und auch präventiv gegen Krebs  (Darm- und Prostatakrebs) – vermutlich durch Hemmung von NF-kB – wirken (13)(14)(15).

Nun sieht es so aus, als könnte sich Curcumin einen weiteren (positiven) Effekt auf die Fahnen schreiben  – ist das Curcuminoid etwas auch ein natürlicher Testosteron-Booster?

Doch halt! Bevor du nun dein gesamtes Erspartes in Curcumin investierst, schauen wir uns die Studie, die zu dieser Implikation führt, einmal näher an.

Curcumin erhöht Testosteronspiegel und schützt Spermienproduktion | Studien Review

Combined administration of curcumin and gallic acid inhibits gallic acid-induced suppression of steroidogenesis, sperm output, antioxidant defenses and inflammatory responsive genes.

Der große Wermutstropfen zuerst: Die Forscher der Redeemer University (Nigeria) nutzten für ihre Studie männliche Wistar-Ratten (und wir alle wissen was das heißt – nämlich nicht viel). Untersucht wurde die Wirkung einer Kombination aus Gallussäure (Baustein für Gerbstoffe; findet man z.B. in grünem Tee oder Algen) und Curcumin hinsichtlich Testosteron- und Spermienproduktion (1).

Tatsächlich ist es sogar so, dass die Forscher herausfinden wollten ob Curcumin in der Lage ist den schädlichen Effekt der Gallussäure, welche oxidativ wirkt, zu neutralisieren. Die Frage aller Fragen lautete in dem Fall also: Ist Curcumin wirklich so potent in seiner anti-oxidativen Wirkung, um die Synthese von Testosteron und Spermien zu schützen?

Hierzu teilten die beteiligten Wissenschaftler die Ratten in 4 Gruppen auf, wobei das Experiment für 4 Wochen angelegt war:

  • Gruppe 1 [Control]: Erhielt keinen aktiven Wirkstoff und fungierte hier als Referenzgruppe
  • Gruppe 2 [Gal]: Erhielt 100mg/kg Gallussäure pro Tag
  • Gruppe 3 [Cur]: Erhielt 100mg/kg Curcumin pro Tag
  • Gruppe 4 [Gal+Cur]: Erhielt je 100mg/kg Gallussäure und Curcumin pro Tag

Die Wirkstoffe wurden in einem Ölmedium (Maisöl) verabreicht.

Das Studienergebnis

Nach Ablauf von einem Monat analysierte man zahlreiche Variablen, darunter die Spermienanzahl, die tägliche Spermienproduktion („DSP“), die Spermienmotilität sowie Plasma-Testosteronkonzentration und die Aktivität zweier Enzyme, die an der Synthese von Testosteron beteiligt sind (3-Beta-HSD und 17-beta-HSD) und die in den Testikeln zu finden sind.

Ebenfalls erhoben wurden die Werte für Antioxidantien (darunter Glutathion (GSH), Glutathion-Peroxidase (GSH-Px), Catalse (CAT) und Superoxid Dismutase (SOD).

Schauen wir uns zunächst einmal die Auswirkungen auf die Spermienproduktion und –qualität an.

Auswirkungen des Experiments nach Gruppen: Die Zufuhr von Curcumin allein [Cur] oder in Kombination [Gal+Cur] verbesserte bzw. erhielt die Spermienquantität und -qualität. (Bildquelle: (1))

 

Auswirkungen des Experiments nach Gruppen: Die Zufuhr von Curcumin allein [Cur] oder in Kombination [Gal+Cur] verbesserte bzw. erhielt die Spermienquantität und -qualität. (Bildquelle: (1))

Festzustellen ist, dass die Gabe von Gallussäure eine erhebliche negative Wirkung auf die Anzahl der Spermien und ihre Motilität ausgeübt hat, während die Zufuhr von Curcumin sogar einen positiven Effekt nach sich zog. Curcumin war bei Kombination mit Gallussäure nicht nur effektiv in Sachen Protektion, sondern zeigte auch eine merkliche Verbesserung der täglichen Spermienproduktion (3,81 [Control] Vs. 4,88 [Cur] Vs. 5,25 [Gal+Cur]) bei identischer Qualität.

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Wirkung der Interventionen hinsichtlich der Testosteronkonzentration und –produktion.

Auswirkungen der Intervention auf Plasma Testosteronspiegel und begünstigende Enzyme zur Synthese von Testosteron. Während die entzündungsfördernde Gallussäure einen negativen Effekt ausübte, verbesserte die Gabe von Curcumin allein und in Kombination mit Gallussäure sowohl den Plasma Testosteronspiegel als auch die Enzyme. (Bildquelle: (1))

 

Auswirkungen der Intervention auf Plasma Testosteronspiegel und begünstigende Enzyme zur Synthese von Testosteron. Während die entzündungsfördernde Gallussäure einen negativen Effekt ausübte, verbesserte die Gabe von Curcumin allein und in Kombination mit Gallussäure sowohl den Plasma Testosteronspiegel als auch die Enzyme. (Bildquelle: (1))

Hier zeigt sich ein identisches Bild, wobei die Gabe von Galussäure den Testosteronwert (in nanomol/Liter) gegenüber der Kontrollgruppe erheblich gedämpft hat. Nicht jedoch, wenn Curcumin oder Gallussäure zusammen mit Curcumin verabreicht wurde: Die Testosteronkonzentration hat sich in der Curcumin-Gruppe verdoppelt und in der Curcumin+Gallussäure-Gruppe beinahe verdreifacht.

Die Lösung für dieses verblüffende Phänomen liefert ein Blick auf die beiden rechten Charts, welche die Aktivität der testosteronfördernden Enzyme aufzeigt, die in beiden Gruppen, welche das Curcumin erhielten, merklich gesteigert ist.

Last, but not least folgen die Auswirkungen auf die Antioxidantien. Hier zeigte sich, dass die Gallussäure einen schädlichen Gesamt-Effekt auf die körpereigene Abwehr ausübte. Das Verabreichen von Curcumin reduzierte dagegen die Aktivität eines ganz bestimmten Komplex, der auch als Marker für oxidativen Stress herhält (nämlich Malondialdehyd, welches entsteht beispielsweise wenn Fettsäuren, die sich in der Zellmembran befinden, durch freie Radikale geschädigt werden).

Effekt der Interventionen nach Gruppen auf Antioxidantien und Marker für oxidativen Stress (Malondialdehyd) des Körpers. (Bildquelle: (1))

 

Effekt der Interventionen nach Gruppen auf Antioxidantien und Marker für oxidativen Stress (Malondialdehyd) des Körpers. (Bildquelle: (1))

Weiterhin stellte man fest, dass Curcumin den entzündungsfördernden Effekt von Gallussäure blockierte und so verhinderte, dass typische Entzündungsmarker wie TNF-α sowie NF-kB ansteigen in den Sertoli-Zellen konnten (Sertoli-Zellen sind Zellen in den Testikeln). Die Gallussäure konnte allerdings die hemmende Wirkung von Curcumin auf IL-1α (ein entzündungsförderndes Zytokin) blockieren.

Die Forscher resümieren:

„[Gesamt betrachtet übt Curcumin stimulatorische Reproduktionseffekte hervor und ist in der Lage die Testikel for toxischen Effekten von Gallussäure über Mechanismen zu schützen, welche nicht durch die durch die Expression von entzündungfördernden Zytokinen erklärt werden können, sondern durch die anti-oxidativen Eigenschaften hervorgerufen werden.“] Abarikwu et a. (2014)

Abschließende Worte

Das der aktive Wirkstoff von Kurkuma potent ist und einen anti-oxidativen, anti-entzündlichen Effekt entfaltet, ist mittlerweile hinreichend belegt.

Die Synthese von Testosteron findet in den Leydig-Zellen der Testikel statt, wobei oxidativer Stress die Aktivität von antioxidativen Enzymen hemmt, die Lipidperoxidation anfacht und in einer Reduktion des mitochondrialen Membranpotenzials mündet sowie die Expression eines für die Testosteronsynthese wichtigen Hormons, StAR, senkt (16). 

Der aktive Wirkstoff aus Kurkuma (äquivalente Dosis von 1-1,5g pro Tag für den Menschen) war in den Versuchtieren in der Lage den schädlichen Effekt von Gallussäure (welche oxidativen Stress hervorruft) auszuhebeln, eine Steigerung der Hormonproduktion herbeizuführen und die Spermienproduktion zu schützen. Zusätzlich dazu wurden entscheidende Inflammations-Marker (TNF-α, NF-kB und IL-1α) in ihrer Expression gehemmt oder gar blockiert.

Anmerkung: In der Realität wäre es überaus schwierig die Menge an Gallussäure einzunehmen, die in diesem Experiment verabreicht wurde. Die Einnahme von 1-1,5g Curcumin pro Tag (idealerweise mit Piperin) erscheint dagegen weniger schwierig, wenn man auf ein hochdosiertes Curcumin-Produkt zurückgreift. Vergessen sollte man auch nicht, dass wir im wahren Leben einer Vielzahl von Variablen ausgesetzt sind, die für einen verstärkten oxidativen Stress sorgen können (es muss ja nicht Gallussäure sein…)

Bei der hier diskutierten Studie handelt es sich zwar nur um ein vorläufiges Tierexperiment, weshalb ausdrückliche Vorsicht bei der Extrapolation der Ergebnisse auf den Menschen geboten ist, allerdings ist der Mechanismus, über den Antioxidantien wie Curcumin (oder OPC und Astaxanthin), zu einer verbesserten Synthese von Testosteron führen könnten, klar umrandet, weshalb in diesem Bereich weitere klinische Studien (bevorzugt an gesunden und ggf. auch trainierenden Menschen) wünschenswert wären, um herauszufinden, ob – und wenn ja in welchem Umfang – die Ergebnisse auch für den Menschen zutreffen.

Quellen & Referenzen (Zum Aufklappen draufklicken)

(1) Abarikwu, SO., et al. (2014): Combined administration of curcumin and gallic acid inhibits gallic acid-induced suppression of steroidogenesis, sperm output, antioxidant defenses and inflammatory responsive genes. In: J Steroid Biochem Mol Biol. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24565563.

(2) Chainani-Wu, N., et al. (2012): High-dose curcuminoids are efficacious in the reduction in symptoms and signs of oral lichen planus. In: J Am Acad Dermatol. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21907450.

(3) Belcaro, G., et al. (2010): Efficacy and safety of Meriva®, a curcumin-phosphatidylcholine complex, during extended administration in osteoarthritis patients. In: Altern Med Rev. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21194249.

(4) Hanai, H., et al. (2006): Curcumin maintenance therapy for ulcerative colitis: randomized, multicenter, double-blind, placebo-controlled trial. In: Clin Gastroenterol Hepatol. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17101300.

(5) Khajedehi, P., et al. (2012): Oral supplementation of turmeric decreases proteinuria, hematuria, and systolic blood pressure in patients suffering from relapsing or refractory lupus nephritis: a randomized and placebo-controlled study. In: J Ren Nutr. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21742514.

(6) Khajedehi, P., et al. (2011): Oral supplementation of turmeric attenuates proteinuria, transforming growth factor-β and interleukin-8 levels in patients with overt type 2 diabetic nephropathy: a randomized, double-blind and placebo-controlled study. In: Scan J Urol Nephrol. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21627399.

(7) Kalpravidh, RW., et al. (2010): Improvement in oxidative stress and antioxidant parameters in beta-thalassemia/Hb E patients treated with curcuminoids. In: Clin Biochem. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19900435.

(8) Bidswas, J., et al. (2010): Curcumin protects DNA damage in a chronically arsenic-exposed population of West Bengal. In: Hum Exp Toxicol. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20056736.

(9) Durgarasad, S., et al. (2005): A pilot study of the antioxidant effect of curcumin in tropical pancreatitis. In: Indian J Med Res. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16394323.

(10) DiSilvestro, RA., et al. (2012): Diverse effects of a low dose supplement of lipidated curcumin in healthy middle aged people. In: Nutr J. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23013352.

(11) Akazawa, N., et al. (2012): Curcumin ingestion and exercise training improve vascular endothelial function in postmenopausal women. In: Nutr Res. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21742514.

(12) Appendino, G., et al. (2011): Potential role of curcumin phytosome (Meriva) in controlling the evolution of diabetic microangiopathy. A pilot study. In: Panminerva Med. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22108476.

(13) Carroll, RE., et al. (2011): Phase IIa clinical trial of curcumin for the prevention of colorectal neoplasia. In: Cancer Prev Res (Phila). URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21372035.

(14) He, ZY., et al. (2011): Upregulation of p53 expression in patients with colorectal cancer by administration of curcumin. In: Cancer Invest. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21314329.

(15) Ide, H., et al. (2010): Combined inhibitory effects of soy isoflavones and curcumin on the production of prostate-specific antigen. In: Prostate. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20503397.

(16) Glade, MJ. / Smith, K. (2015): Oxidative Stress, Nutritional Antioxidants, and  Testosterone Secretion in Men. In: Annals Nutr Disord Ther. URL: http://www.functionalmedicineuniversity.com/OxidativeStress-Testosterone.pdf.

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Bildquelle Titelbild: Wikimedia / John Mitchell ; CC Lizenz


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1 comment
  1. Ich lese in letzter Zeit am laufenden Band, dass Kurkuma angeblich die Testosteronproduktion steigert. Vor allem englischsprachige Fitness-Blogger schreiben viel davon.
    Ehrlich gesagt traue ich dem Braten überhaupt nicht. Meiner Einschätzung nach bewirkt Kurkuma genau das Gegenteil: es hemmt die Spermatogense, macht unfruchtbar, senkt Testosteron und DHT und ist überdies schlecht für die Libido.

    Könnt ihr ja mal diskutieren was Kurkuma wirklich macht. Hier per copy und paste ein paar Anmerkungen und Studien reinkopierr:

    600mg Curcumin for 84 days makes you a eunuch. Turmeric = infertile super soy boy.
    Please read all the studies. Bad for Spermatogenesis:
    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/m/pubmed/19442785/
    Bad for testosterone, DHT and libido: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/m/pubmed/15064838/
    Antifertility: https://www.researchgate.net/publication/224898129_ANTIFERTILITY_EFFICACY_OF_CURCUMA_LONGA_50_E_to_H_EXTRACT_WITH_SPECIAL_REFERANCE_TO_SERUM_BIOCHEMISTRY_and_FERTILITY_TEST

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