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Männlich, aktiv & unterversorgt: Die Folgen einer niedrigen Energieverfügbarkeit (LEA) bei männlichen Ausdauersportlern

Männlich, aktiv & unterversorgt: Die Folgen einer niedrigen Energieverfügbarkeit (LEA) bei männlichen Ausdauersportlern

Bereits in der Vergangenheit habe ich das eine oder andere Wort zum Thema niedrige Energieverfügbarkeit“ (LEA) bzw. relativem Energiemangel im Sport“ (RED-S) geschrieben, wobei es bei diesen Artikeln primär um weibliche Athleten und deren erhöhtes Risiko für eine unzureichende Energieversorgung, samt den daraus folgenden Konsequenzen (z.B. hinsichtlich der Proteinsynthese und des Erhalts bzw. Aufbaus von Muskelmasse) ging.

Ein solcher Zustand liegt genau dann vor, wenn es einem Individuum nicht gelingt eine ausreichende Menge an Kalorien aufzunehmen, um den Energiebedarf zur Aufrechterhaltung basaler Körperfunktionen und den energetischen Kosten des Trainings zu decken (20)(21), wobei es zu kompensatorischen Stoffwechselanpassungen – etwa eine Absenkung der Basalstoffwechselrate oder hormonellen Störungen – kommt (22)(23), welche neben der Gesundheit auch die sportliche Leistungsfähigkeit einschränken können.

REDs Performance Conceptual Model - die Auswirkungen von LEA befinden sich auf einem Kontinuum: Während eine gewisse Belastung durch LEA leicht und vorübergehend ist und als anpassungsfähige LEA bezeichnet wird (weißer Pfeil), wird problematische LEA mit einer Vielzahl von negativen REDs-Leistungsergebnissen in Verbindung gebracht (roter Pfeil). LEA = niedrige Energieverfügbarkeit; REDs = relativer Energiemangel im Sport (Relative Energy Deficiency in Sport). (Bildquelle: Mountjoy et al., 2023)

REDs Performance Conceptual Model – die Auswirkungen von LEA befinden sich auf einem Kontinuum: Während eine gewisse Belastung durch LEA leicht und vorübergehend ist und als anpassungsfähige LEA bezeichnet wird (weißer Pfeil), wird problematische LEA mit einer Vielzahl von negativen REDs-Leistungsergebnissen in Verbindung gebracht (roter Pfeil). LEA = niedrige Energieverfügbarkeit; REDs = relativer Energiemangel im Sport (Relative Energy Deficiency in Sport). (Bildquelle: Mountjoy et al., 2023)

Niedrige Energieverfügbarkeit (LEA): Kein reines Frauenproblem

Männliche Sportler können jedoch genauso davon betroffen sein, auch wenn man zum gegenwärtigen Zeitpunkt davon ausgeht, dass in dieser Bevölkerungsgruppe ein größerer Energiemangel vorliegen muss, ehe es zu einer Störung der physiologischen Systeme und Funktionen kommt (7)(10)(19).

Querschnittsstudien zeigen bei männlichen Athleten entsprechende Assoziationen mit Störungen des endokrinen Systems, Beeinträchtigungen der Knochengesundheit, einem niedrigen Body Mass Index (BMI), Stimmungsschwankungen und einer Verschlechterung der Performance bei einer Energieverfügbarkeit, die unter 30 kcal/kg FFM/Tag* liegt (25). (* = weniger als 30 kcal pro Kilogramm fettfreier Masse pro Tag). Die Studienlage ist jedoch nicht einheitlich, so dass weder eindeutig geklärt ist, welche Störungen auftreten und welche Zeiträume erforderlich sind, bis sich diese Effekte tatsächlich manifestieren.

Experimentalstudien mit kurzfristigem Zeithorizont bieten uns in dieser Hinsicht einige Vorteile, da mit ihrer Hilfe frühe Veränderungen spezifischer physiologischer Variablen identifiziert werden können. Einige dieser Arbeiten haben gezeigt, dass eine kurzfristige niedrige Energieverfügbarkeit (3-4 Tage bei 15,0 – 18,9 kcal/kg FFM/Tag) zu einer Reihe von metabolischen und endokrinologischen Veränderungen führt (↓ IGF-1, ↓ Testosteron) (10)(12). Dabei wird insbesondere eine Reduktion des Testosteronspiegels als möglicher Indikator für eine Störung der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse als Reaktion auf eine LEA betrachtet, welche die männliche Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen könnte (26). Darüber hinaus berichtete ein anderes Forscherteam von einer gesteigerten Erschöpfung, was darauf hindeutet, dass es auch eine psychologische Komponente geben könnte, die durch eine niedrige Energieverfügbarkeit beeinflusst wird (12).

All diese Untersuchungen weisen jedoch auch Limitationen auf, z.B. hinsichtlich der Anzahl der teilnehmenden Probanden (geringe Stichprobengröße), dem verwendeten Schwellenwert zur Induktion einer LEA (Schwankungen bis 25%), den untersuchten Variablen und nicht zuletzt in Bezug auf die Herausforderung, die das Assessment der Energieverfügbarkeit darstellt (Eigenangaben sind z.B. anfällig für Underreporting).

Eine frühe Erkennung einer niedrigen Energieverfügbarkeit – etwa mit Hilfe von bestimmten Variablen, die mit dem Auftreten einer LEA korreliert sind – könnte ein nützliches Instrumentarium sein, um das erhöhte Risiko einer LEA bei männlichen Sportlern im Vorfeld zu identifizieren und entsprechende Präventionsstrategien auf den Weg zu bringen, um das Problem zu lösen, bevor es zu schwerwiegenderen gesundheitlichen und leistungsbezogenen Komplikationen kommt (27).

Ein Team aus Wissenschaftlern hat in einer kürzlich veröffentlichten Arbeit versucht die kurzfristigen Effekte einer abgestuften LEA  bei Männern auf verschiedene Marker hin zu untersuchen. Auf diese Untersuchung möchte ich im Rahmen meines Beitrags näher eingehen, um ein besseres Verständnis darüber zu erhalten, wie der männliche Athletenkörper darauf reagiert.


Dieser Artikel erschien als Editorial-Beitrag in der August 2024 Ausgabe des MHRx Magazins. Registriere dich kostenlos oder logge dich mit deinem bestehenden Account ein, um diesen Artikel vollständig zu lesen!


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Bildquelle Titelbild: Fotolia / iammotos


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