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Weiblich, aktiv & unterversorgt: Niedrige Energieverfügbarkeit (LEA) verringert die Proteinsynthese & begünstigt Magermasseverluste

Weiblich, aktiv & unterversorgt: Niedrige Energieverfügbarkeit (LEA) verringert die Proteinsynthese & begünstigt Verluste von fettfreier Masse

Viele von uns trainieren mit Gewichten, weil sie ihr optisches Erscheinungsbild, ihre Körperkomposition und körperliche Leistungsfähigkeit signifikant verbessern möchten. Um jedoch schlanker, muskulöser und stärker zu werden, braucht der menschliche Körper die richtige Menge an Nährstoffen und Energie, um Strukturen reparieren und neu aufbauen zu können.

Fette, Kohlenhydrate und Proteine liefern uns die benötigten Baustoffe und versorgen uns gleichzeitig mit dem Treibstoff, den wir für ein intensives Training benötigen. Ein optimaler Aufbau von Kraft und Muskulatur ist jedoch nur dann möglich, wenn der Energiebedarf ausreichend gedeckt wird.

Obwohl dieser Aspekt einleuchtend und vielen Trainierenden durchaus bewusst ist, schaffen es viele von uns nicht, diese Information zielführend in die Praxis umzusetzen – etwa weil man versucht zwei gegensätzliche Ziele gleichzeitig zu erreichen (z.B. Fettreduktion, für die ein Kaloriendefizit benötigt wird, und Muskelaufbau, für das ein leichter Kalorienüberschuss bzw. eine mindestens ausgeglichene Energiebilanz vonnöten ist). Die Konsequenz einer solchen Strategie mündet häufig darin, dass weder das eine, noch das andere Ziel in einem zufriedenstellenden Ausmaß erreicht wird, obwohl man sich im Gym sprichwörtlich „den Arsch aufgerissen hat“.

Ich habe bereits in vergangenen Artikeln die Problematik einer niedrigen Energieverfügbarkeit (LEA) bei sportlich aktiven Frauen thematisiert und bin auch auf den Zusammenhang zwischen einem relativen Energiemangel im Sport (RED-S) und der Symptomatik des Übertrainings eingegangen. Dabei wird die Energieverfügbarkeit als Differenz der Energiezufuhr („Kalorienaufnahme“) und des Energieverbrauchs („Kalorienverbrauch“) in Relation zur fettfreien Masse definiert (33).

Die Folge einer signifikanten Reduktion der Energieverfügbarkeit kann nicht nur zu einer Beeinträchtigung der basalen physiologischen Funktionen führen, sondern trägt auch zu einer homöostatischen Dysbalance bei, die als niedrige Energieverfügbarkeit (LEA) bezeichnet wird.

Eine niedrige Energieverfügbarkeit (LEA) führt zu einer Reihe von hormonellen Reaktionen im Körper, die sich negativ auf die normalen Lebensprozesse auswirken und negative Folgen für die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit haben. (Bildquelle: Keay & Francis, 2019 / NickyKeayFitness.com)

Eine niedrige Energieverfügbarkeit (LEA) führt zu einer Reihe von hormonellen Reaktionen im Körper, die sich negativ auf die normalen Lebensprozesse auswirken und negative Folgen für die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit haben. (Bildquelle: Keay & Francis, 2019 / NickyKeayFitness.com)

Besonders häufig betroffen sind sportlich aktive Bevölkerungsgruppen (insbesondere Sportlerinnen). Berichten zu Folge sind schätzungsweise 31 – 60% der Individuen im Ausdauersport (34)(35)(36), 53 – 58% der Individuen im intermittierenden Sport (z.B. Fußball) (37)(38) und 23 – 31% in Power- und Kraft-basierten Sportarten (39)(40)(41) betroffen. Als Ursache werden multifaktorielle Gründe verantwortlich gemacht, z.B. eine bewusste bzw. unbewusste Restriktion der Energiezufuhr und/oder ein erhöhter Energieverbrauch als Resultat eines hohen Trainingspensums bzw. -volumens (42).

Gut kontrollierte Studien mit kurzem Zeithorizont (<5 Tage) und einem Labor-Setting haben gezeigt, dass eine niedrige Energieverfügbarkeit (≤ 30 kcal/kg FFM/Tag) zu akuten endokrinen, metabolischen und physiologischen Dysregulationen führen (4). Demgegenüber führte eine stark erniedrigte bzw. längerfristig reduzierte Energieverfügbarkeit bei Frauen zu einer Reihe von gesundheitlichen Komplikationen (z.B. menstruelle Dysfunktion, Magen-Darm-Probleme, eine Verschlechterung der Knochengesundheit, Dyslipidämie und eine erhöhte Verletzungsgefahr) (6). Dies ist auch der Grund, wieso eine niedrige Energieverfügbarkeit insbesondere bei weiblichen Sportlern als signifikanter Gesundheitsfaktor betrachtet wird.

Bis dato gibt es lediglich eine einzige Studie, in der man den Einfluss einer niedrigen Energieverfügbarkeit auf die Turnover-Rate der Muskulatur hin untersucht hat (27). Darin konnte gezeigt werden, dass eine 5-tägige LEA-Phase (30 kcal/kg FFM/Tag) in Männern und Frauen zu einer um 27% reduzierten myofibrillären Muskelproteinsynthese in Ruhe führt (verglichen mit einer Zufuhr von 45 kcal/kg FFM/Tag). Demonstriert werden konnte jedoch auch, dass ein einziges Krafttraining dazu in der Lage war die Syntheserate wiederherzustellen und in Kombination mit einem proteinreichen Supplement über das Niveau einer Energiezufuhr von 45 kcal/kg FFM/Tag zu heben. Entsprechend ging man davon aus, dass die Kombination aus Training und Protein die Auswirkungen einer niedrigen Energieverfügbarkeit abmildern kann.

Zwar leistet die Studie einen wichtigen Beitrag zum Verständnis darüber, wie eine niedrige Energieverfügbarkeit den Protein-Turnover beeinflusst, allerdings birgt sie auch gewisse Limits, die nicht unbedingt eine Aussage darüber treffen, welcher Einfluss sich langfristig für die Muskulatur ergibt – zumal sich Trainierende im echten Leben nicht nur für kurze Zeit in einer LEA-Phase bewegen, sondern oftmals chronisch „unterversorgt“ sind, während sie Krafttraining betreiben (Stichwort: Diät- und Definitionsphase).

Aus diesem Grund hat sich eine kürzlich publizierte Studie mit den Auswirkungen der niedrigen Energieverfügbarkeit auf Körperkomposition und die Proteinsynthese in trainingserfahrenen Frauen befasst, die wir im Rahmen dieses Beitrags reviewen werden.


Dieser Artikel erschien als Editorial-Beitrag in der August 2023 Ausgabe des MHRx Magazins. Registriere dich kostenlos oder logge dich mit deinem bestehenden Account ein, um diesen Artikel vollständig zu lesen!


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Bildquelle Titelbild: fotolia / opolja


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