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Quick Start Supplement Guide: Naringin

Quick Start Supplement Guide: Naringin

Quick Start Supplement Guide: Naringin

Andere Bezeichnungen für Naringin

  • Aurantiin
  • Naringenin-7-rhamnoglucoside
  • Naringosid

Effizienz von Naringin: ★★ (2 Sterne)

Die versprochene Vorteile bzw. der Wirkungsmechanismus des Supplements wurde in Tierversuchen und In Vitro Experimenten (Zellkulturen) demonstriert (1).

Was ist Naringin

Bei Naringin handelt es sich um eines der Haupt-Flavonoidglycoside (ein Bioflavonoid) der Grapefruit / Pomelo, die der Frucht ihren markanten bitteren Geschmack beschert und eine anti-oxidative Wirkung besitzt.

Nach dem Verzehr wird Naringin im Magen-Darm-Trakt zu Naringenin umgewandelt.

Strukturformel von Naringin und dessen Metabolit Naringenin

Strukturformel von Naringin und dessen Metabolit Naringenin. (Bildquelle: Wei Liang et al, 2014)

Versprochene Wirkung von Naringin

Naringin soll die Halbwertszeit von Koffein erhöhen und so die aufputschende Wirkung länger aufrechterhalten. Personen, welche Koffein als Stimulanz zur Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit nutzen, könnten davon profitieren.

Wirkungsmechanismus von Naringin

Es wird behauptet, dass Naringin in der Lage ist das Cytochrom P450 Enzym CYP1A2 in der Leber zu hemmen. Dieses Enzym ist im menschlichen Körper u.a. für den Abbau von Koffein zuständig.

Wie effektiv ist Naringin?

Im Jahre 1989 stellte man zufälligerweise Fest, dass Grapefruitsaft in der Lage ist die Wirkung und Verstoffwechselung von Drogen zu beeinflussen. Hierbei handelte es sich um eine Studie, welche die Wirkung von Alkohol auf ein Medikament (Felodipine) zur Regulation des Blutdrucks untersuchte.

Die Forscher mischten den Alkohol mit Grapefruitsaft, um den Geschmack zu verbessern, stellten im Anschluss jedoch fest, dass im Körper eine erhöhte Konzentration der Droge vorlag.

Nachfolgende Experimente förderten zu Tage, dass Grapefruitsaft in der Lage war das Cytochrom P450 Enzym CYP3A4, welches im Magen-Darm-Trakt exprimiert wird, zu hemmen (2). Dieses Enzym ist unter anderem für den Abbau von Drogenwirkstoffen verantwortlich, bevor sie vom Körper resorbiert werden. Zudem hemmt Grapefruitsaft ein weiteres Enzym der Familie, nämlich CYP1A2, welches die Halbwertszeit von Koffein in Menschen erhöhen kann (3).

Mit Hilfe von In Vitro Studien konnte schließlich der Wirkstoff identifiziert werden, der für diese Wirkung im Grapefruitsaft verantwortlich gewesen ist: Naringin (2). Es scheint jedoch so, dass Naringin kein allzu potenter Hemmer der P450 Enzyme ist (4) und dass hauptsächlich dessen Begleitwirkstoffe (z.B. Bergamottin) den Effekt herbeiführen (5).

Eine Humanstudie zeigte beispielsweise, dass die alleinige Gabe von Naringin nicht in der Lage ist die Pharmakokinetik von Koffein zu beeinflussen (6), daher erscheint die gezielte Supplementation mit Naringin zur Verbesserung der Koffeinwirkung/-dauer nicht praktikabel zu sein.

Exkurs: Grapefruitsaft & Östrogenspiel

Da das weibliche Sexualhormon Östrogen ebenfalls vom CYP3A4 Enzym verstoffwechselt wird, kann es sein, dass der Verzehr von Grapefruitsaft den Östrogenspiegel anheben kann. Studien an postmenopausalen Frauen, welche ¼ Grapefruit (oder mehr) pro Tag verzehren, zeigen in Untersuchungen eine erhöhte Östrogenkonzentration gegenüber Frauen, die keinen Graupefruits konsumieren (7). Dies kann zu einer Erhöhung des Brustkrebsrisikos um 25-30% in postmenopausalen Frauen führen (8).

Individuen, die einen niedrigen Östrogenspiegel anstreben, sollten daher weder Grapefruits noch Säfte, die daraus hergestellt wurden, (regelmäßig und in höheren Mengen) konsumieren.

Quick Start Supplement Guide: Naringin

 Der Verzehr von Grapefruits, Pomelos und deren Säften ist in der Lage den Östrogenspiegel – zumindest in postmenopausalen Frauen – zu erhöhen, daher sollte ein Verzehr weitestgehend minimiert bzw. vermieden werden. (Bildquelle: Fotolia / CPN)

Typische Dosierung von Naringin

Naringin wird in zahlreichen Supplementen als Teil einer Formel verbastelt, wobei die genaue Menge häufig nicht angegeben wird (sog. „Propriety Blends“).

Es gibt einige wenige Stand-Alone Supplemente für Naringin, wo die Dosierung bei 500 mg/Kapsel liegt.

Sicherheitsbedenken & Interaktionen von Naringin

Zwar gibt es nach derzeitigem Kenntnisstand keinerlei Sicherheitsbedenken zur Naringin-Supplementation, da es nicht der Haupteffektor in der Grapefruit ist, der zur Hemmung der P450 Enzymfamilie beiträgt, so kann es doch eine geringe Wirkung haben.

Aus diesem Grund sollte man bei der parallelen Einnahme von Medikamenten und Naringin bzw. dem Verzehr von Grapefruits (und dessen Säften) Vorsicht walten lassen und am besten komplett vermeiden.

Quellen & Referenzen

(1) Griffiths, PJ. (2011): Sport Supplement Review. A – Z Guide. Erhältlich auf Amazon unter: http://amzn.to/2kd6BHn.

(2) Bailey, DG., et al. (1998): Grapefruit juice-drug interactions. In: Br J Clin Pharmacol. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1873672/.

(3) Fuhr, U. /  Klittich, K. / Staib, AH. (1993): Inhibitory effect of grapefruit juice and its bitter principal, naringenin, on CYP1A2 dependent metabolism of caffeine in man. In: Br J Clin Pharmacol. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1381556/.

(4) Edwards, DJ. / Bernier, SM. (1996): Naringin and naringenin are not the primary CYP3A inhibitors in grapefruit juice. In: Life Sci. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8809221.

(5) Ho, PC. / Saville, DJ. / Wanwimolruk, S. (2001): Inhibition of human CYP3A4 activity by grapefruit flavonoids, furanocoumarins and related compounds. In: J Pharm  Pharm Sci. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11737987.

(6) Ballard, TL., et al. (2006): Naringin does not alter caffeine pharmacokinetics , energy expenditure , or cardiovascular haemodynamics in humans following caffeine consumption. In: Clin Exp Pharmacol Physiol. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16620293.

(7) Monroe, KR., et al. (2007): Dietary fiber intake and endogenous serum hormone levels in naturally postmenopausal Mexican American women: the Multiethnic Cohort Study. In: Nutr Cancer. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17640158.

(8) Monroe, KR., et al. (2007): Prospective study of grapefruit intake and risk of breast cancer in postmenopausal Mexican American women: the Multiethnic Cohort Study. In: Br J Cancer. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2360312/.


Bildquelle Titelbild: Fotolia / M.studio


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