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Schmerzmittel & Krafttraining: Beeinträchtigt Ibuprofen den Muskelaufbau?

Schmerzmittel & Krafttraining: Beeinträchtigt Ibuprofen den Muskelaufbau?

Schmerzmittel, wie z.B. Aspirin oder Ibuprofen, welche zur Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) gehören, werden in der Regel verschrieben bzw. eingenommen, um Schmerzen zu lindern, Fieber zu senken oder um Entzündungen in den Griff zu bekommen. Athleten (inkl. Bodybuildern) greifen besonders gerne auf schmerzstillende Präparate zurück (9)(10)(11) – insbesondere, wenn sie aktiv am Wettkampfsport teilnehmen – da häufig die Annahme besteht, dass diese zu einer beschleunigten Erholung, einer schnelleren Rehabilitation nach Verletzungen oder einer Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit beitragen. Aktuelle Meta-Analysen widersprechen dieser These jedoch (und lassen somit einen erheblichen Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieser Einnahmepraxis) (12).

Die gegenwärtige (und z.T. widersprüchliche) Evidenz legt in Bezug auf Alter und Dosierung sogar nahe, dass die langfristige Einnahme von Schmerzmitteln mit einer Beeinträchtigung der Trainingsadaption bei jungen Erwachsenen einhergehen kann (6)(9), während ältere Semester, die mit Gewichten trainieren, von einem verbesserten Muskelaufbau profitieren könnten (8). Es ist jedoch erwähnenswert, dass die negative Assoziation zwischen Medikation und Muskelaufbau nur dann beobachtet werden konnte, wenn die empfohlene Höchsteinnahmemenge erreicht wurde (6)(13)(14)(15).

Schematischer Überblick über die Prostaglandin-Biosynthese als Reaktion auf einen schädigenden Reiz, wie z.B. eine intensive körperliche Belastung oder eine Gewebeverletzung: Prostaglandine werden aus Arachidonsäure synthetisiert, welche aus der Zellmembran freigesetzt wird. Schmerzmittel, wie Ibuprofen, wirken zum Teil durch Hemmung der Cyclooxygenase (COX)-Aktivität, wodurch die Produktion verschiedener Prostaglandine reduziert wird, die mit dem Umbau der Skelettmuskulatur in Verbindung gebracht werden, insbesondere die fett gedruckten Prostaglandine. (Bildquelle: Lundberg & Howatson, 2018)

Schematischer Überblick über die Prostaglandin-Biosynthese als Reaktion auf einen schädigenden Reiz, wie z.B. eine intensive körperliche Belastung oder eine Gewebeverletzung: Prostaglandine werden aus Arachidonsäure synthetisiert, welche aus der Zellmembran freigesetzt wird. Schmerzmittel, wie Ibuprofen, wirken zum Teil durch Hemmung der Cyclooxygenase (COX)-Aktivität, wodurch die Produktion verschiedener Prostaglandine reduziert wird, die mit dem Umbau der Skelettmuskulatur in Verbindung gebracht werden, insbesondere die fett gedruckten Prostaglandine. (Bildquelle: Lundberg & Howatson, 2018)

Potenzielle Mechanismen, durch die Schmerzmittel die Trainingsadaption beeinflussen könnten

Ein Forscher-Team berichtete in ihrer 2018 publizierten Untersuchung, dass die Einnahme einer hohen Ibuprofen-Dosis (tägliche Einnahme von 1.200 mg über einen Zeitraum von 8 Wochen) zu einer Beeinträchtigung der Trainingsadaption (Kraftzuwächse und Muskelhypertrophie) in jungen Erwachsenen (18 – 35 Jahren) geführt hat, wobei in diesem Zusammenhang eine Ibuprofen-induzierte Herabregulierung der Interleukin-6-mRNA festgestellt werden konnte (6). Die Arbeit liefert uns einen potenziellen Mechanismus, der erklären könnte, wie nichtsteroidale Antirheumatika zu einer Beeinträchtigung der Muskeladaption im Zuge eines Krafttrainings führen können.

IL-6 mRNA-Konzentration als Reaktion auf ein 8-wöchiges Krafttraining in der Ibuprofen- (IBU) und Kontrollgruppe (ASA = Acetylsalicylsäure / Aspirin). Die Daten werden für die Belastung eines Beins am Flywheel- (FW) und beim anderen am Gewichts-Stack (WS), sowie für die zusammengefassten Werte beider Beine (Merged) in Form von Mehrfachveränderungen gegenüber dem Vorwert dargestellt. * = Trainingseffekt (Haupteffekt der Zeit P<0,05), # = Gruppe x Zeit-Interaktion (P<0,05). (Bildquelle: Lilja et al., 2017)

IL-6 mRNA-Konzentration als Reaktion auf ein 8-wöchiges Krafttraining in der Ibuprofen- (IBU) und Kontrollgruppe (ASA = Acetylsalicylsäure / Aspirin). Die Daten werden für die Belastung eines Beins am Flywheel- (FW) und beim anderen am Gewichts-Stack (WS), sowie für die zusammengefassten Werte beider Beine (Merged) in Form von Mehrfachveränderungen gegenüber dem Vorwert dargestellt. * = Trainingseffekt (Haupteffekt der Zeit P<0,05), # = Gruppe x Zeit-Interaktion (P<0,05). (Bildquelle: Lilja et al., 2017)

Wir wissen allerdings auch, dass dieser Typ von Schmerzmitteln eine anti-entzündliche Wirkung im Körper entfaltet. Dies geschieht durch eine Hemmung von Cyclooxygenase (COX). Dahinter verbirgt sich eine Gruppe von Enzymen, die an der Regulation der Prostaglandin-Synthese beteiligt ist (16). Es konnte durch Untersuchungen nachgewiesen werden, dass die unmittelbare Einnahme von 1.200 mg Ibuprofen vor dem Krafttraining zu einer Reduktion der Prostaglandin-Synthese und einer Verringerung der Proteinsynthese in einem Zeitfenster von 24 Stunden nach dem Training führt (17)(18). Eine identische Dosis führte bei jungen Probanden nach einem akuten Krafttraining zu einer Störung der translationalen Signalisierung und Prostaglandin-Synthese (19)(20). Diese Erkenntnisse lassen vermuten, dass Prostaglandine eine wichtige Rolle als Vermittler der Signalreaktion spielen, welche den Protein-Turnover (Auf- und Abbau von Muskelprotein) im Zuge eines Krafttraining steuern.

Relative Veränderungen der Prostaglandine PGF2 und PGE2 von vor bis nach der Übung. *, Signifikanter Unterschied (P<0,05) zum Placebo (PLA). Die Veränderungen vor und nach der Belastung unterschieden sich nicht zwischen ACET und IBU für PGF2 oder PGE2 . ACET = Acetaminophen (4.000 mg/Tag); IBU = Ibuprofen (1.200 mg/Tag). (Bildquelle: Trappe et al., 2001)

Relative Veränderungen der Prostaglandine PGF2 und PGE2 von vor bis nach der Übung. *, Signifikanter Unterschied (P<0,05) zum Placebo (PLA). Die Veränderungen vor und nach der Belastung unterschieden sich nicht zwischen ACET und IBU für PGF2 oder PGE2 . ACET = Acetaminophen (4.000 mg/Tag); IBU = Ibuprofen (1.200 mg/Tag). (Bildquelle: Trappe et al., 2001)

Ein langfristiges Krafttraining wird außerdem mit einem gesteigerten Ribosomengehalt in Verbindung gebracht (21)(22), wodurch die Translationsfähigkeit erhöht wird. Es wird angenommen, dass die Zunahme der Translationsfähigkeit parallel zur Anzahl der Myonuklei verlaufen sollte, damit die Genexpression und Proteinsynthese während einer Muskelhypertrophie geschützt werden kann (21), wobei sich die Menge der Myonuklei durch eine Aktivierung, Ausdifferenzierung und anschließende Fusion sogenannter Satellitenzellen und Muskelfasern erhöht (23) (siehe hierzu auch meinen älteren Beitrag zum Muscle Memory“-Effekt, wenn du mehr über die Bedeutung der Myonuklei beim Muskelaufbau erfahren möchtest). Mehr Nuklei bedeutet auch eine Höhere Menge an rDNA und eine gesteigerte Kapazität zur Ribosom-Biogenese (21). Der Knackpunkt: Einige Untersuchungen konnten demonstrieren, dass Schmerzmittel vom Typ NSAR mit der Steigerung des Satellitenzellengehalts nach einem akuten Krafttraining interferiert (24)(25).

Anzahl der Satellitenzellen (identifiziert durch NCAM) nach einem 36-km-Lauf. Die Gruppen erhielten entweder ein nichtsteroidales entzündungshemmendes Medikament (NSAIR) (n=5) oder ein Placebo (n=6). Es handelt sich um Mittelwerte (±SD), die relativ zur Anzahl der Myonuklei und als Prozentsatz der Werte vor der Belastung (Pre) angegeben werden. * = Signifikant verschieden von den Werten vor der Belastung (P<0,05). (Bildquelle: Mackey et al., 2007)

Anzahl der Satellitenzellen (identifiziert durch NCAM) nach einem 36-km-Lauf. Die Gruppen erhielten entweder ein nichtsteroidales entzündungshemmendes Medikament (NSAIR) (n=5) oder ein Placebo (n=6). Es handelt sich um Mittelwerte (±SD), die relativ zur Anzahl der Myonuklei und als Prozentsatz der Werte vor der Belastung (Pre) angegeben werden. * = Signifikant verschieden von den Werten vor der Belastung (P<0,05). (Bildquelle: Mackey et al., 2007)

Das heißt: Basierend auf diesem Umständen kann vermutet werden, dass eine chronische Schmerzmittel-Einnahme zu einem negativen Einfluss auf den Aufbau von zusätzlichen Myonuklei und einer Steigerung der Translationsfähigkeit führen könnte.

Du siehst also, dass es eine berechtigte Annahme dafür gibt, dass der übermäßige Einsatz von Analgetika – in diesem speziellen Fall Ibuprofen – mit dem Aufbau von Kraft und Muskulatur im Rahmen eines regelmäßigen Krafttrainings führen könnte. Aber ist das tatsächlich der Fall? Diesbezüglich erschien vor kurzem eine interessante Studie, bei der die Auswirkungen der Ibuprofen-Einnahme während eines begleitenden Krafttrainings auf den Muskelaufbau in jungen Probanden näher unter die Lupe genommen wurden. Lass uns also einen Blick auf diese Arbeit werfen und ein paar praktische Implikationen daraus ableiten. (...)


Dieser Artikel erschien in der 08/2024 Ausgabe des Metal Health Rx Magazins.

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Bildquelle Titelbild: Fotolia / MATT-in-Photo