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Der Nutri-Score: Wissenschaftlich fundiertes Hilfsmittel oder politisch veranlasster Schabernack?

Der Nutri-Score: Wissenschaftlich fundiertes Hilfsmittel oder politisch veranlasster Schabernack?

Erstmals wurden in Deutschland im Jahr 2019 Produkte auf den Markt gebracht, die den Nutri-Score auf ihrer Verpackung abbildeten (1). Zu sehen war dort eine farbige Kennzeichnung mit den Noten A bis E (auf einer Farbskala von grün und hellgrün, über gelb und orange bis hin zu rot). Schon bei oberflächlicher Betrachtung erschließt sich, dass durch dieses System ein Lebensmittel bewertet werden soll – und damit eine indirekte Kauf- bzw. Verzehrempfehlung abgegeben wird.

Nutri-Score-Kennzeichnung mit den (farblichen) Noten von A (grün) bis E (rot). (Bildquelle: Wikipedia.org ; Public Domain Lizenz)

Nutri-Score-Kennzeichnung mit den (farblichen) Noten von A (grün) bis E (rot). (Bildquelle: Wikipedia.org ; Public Domain Lizenz)

Ursprünglich kommt der Nutri-Score aus Frankreich. Genauer gesagt wurde er von der Santé Publique France initiiert, einer staatlichen Organisation für Gesundheitspflege. Santé Publique France ist dem französischen Gesundheitsministerium unterstellt und von der Stellung vergleichbar mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Bereits seit 2001 gab es in Frankreich mehrere Initiativen, um die Bevölkerungsgesundheit über die Ernährung zu verbessern - es hat jedoch noch mal 16 Jahre (bis 2017) gedauert, bis der Nutri-Score erfunden wurde (2).

Grundlage für die Lebensmittelampel, wie der Nutri-Score verniedlichend genannt wird, sollen neben Vertretern der Lebensmittelindustrie und Verbraucherschützern – wer hätte es gedacht – auch Ernährungswissenschaftler gewesen sein (3). Das passt natürlich gut, denn in diesem Feld kann ich mitreden und mich durchaus mit meinen ernährungswissenschaftlichen Kollegen streiten (wenn es angebracht ist).

Inzwischen sind auch FoodWatch, der Europäische Verbraucherverband, sowie deutsche Verbraucherzentralen auf den Zug des vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in Deutschland initiierten Systems aufgesprungen (4)(5)(6). Da nun auch erste Massenhersteller in Deutschland den Nutri-Score auf ihren Produkten verwenden, ist davon auszugehen, dass die Lebensmittelkennzeichnung sobald nicht mehr verschwinden wird.

Aber sollten wir tatsächlich auf ein solches System setzen, welches Lebensmittel in Gut und Böse (oder etwas gemäßigter „besser“ und „schlechter“) einteilt? Gibt es möglicherweise Risiken, die mit der vermehrten Verwendung des Nutri-Scores einhergehen? Und vielleicht am wichtigsten: Ist das Fundament des Nutri-Scores ein wissenschaftliches oder ein politisches?

Ich sage es ganz offen: Bisher kam mir der Nutri-Score eher weniger evidenzbasiert vor. Ich habe mich häufiger mal gewundert, wie denn genau die Bewertung des Systems zustande kommt. Denn wie ist es möglich, dass ein Granatapfelsaft die Note D bekommt, während Tiefkühl-Pommes mit Hackfleisch und BBQ-Sauce die Note A bekommen? Dies erscheint mir aus meinem Empfinden heraus mehr als widersprüchlich (und dieses Beispiel ist durchaus kein Einzelfall).

Ich bin demnach, was die Bewertung des Systems angeht, eher skeptisch. Gleichzeitig bin iaber auch neugierig, was hinter dem ominösen Bewertungssystem steckt. Ich werde also in diesem Artikel mit euch meine Recherche zum Nutri-Score teilen und in den aktuellen Stand der Ernährungswissenschaft einordnen. Dabei werde ich zunächst versuchen, deskriptiv vorzugehen und damit meine Skepsis etwas zurückzuhalten.

Schauen wir doch mal, ob meine ernährungswissenschaftlichen Kollegen es mir einfach machen. Bevor es jedoch soweit ist, bleibt zu definieren, was der Nutri-Score eigentlich überhaupt ist (oder zumindest sein soll). (...)


Dieser Artikel erschien in der 03/2022 Ausgabe des Metal Health Rx Magazins.

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Bildquelle Titelbild: fotolia / jchizhe


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