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Mehr als nur Einbildung: Die Auswirkungen von Placebos (& Nocebos) auf die sportliche Leistungsfähigkeit

Mehr als nur Einbildung: Die Auswirkungen von Placebos (& Nocebos) auf die sportliche Leistungsfähigkeit

Die meisten von uns haben schon einmal von Placebos bzw. dem sogenannten „Placebo-Effekt“ gehört, der als eine psychobiologische Reaktion auf eine vermeintlich vorteilhafte Behandlung definiert wird (15). Weitaus weniger Menschen sind dagegen mit dem Gegenpart, dem Nocebo bzw. „Nocebo-Effekt“ vertraut, der seinerseits als eine psychobiologische Reaktion auf eine vermeintlich schädliche Behandlung verstanden wird (16).

Historisch betrachtet, werden Placebos seit langer Zeit in der Wissenschaft als Kontroll-Behandlung eingesetzt, die von außen betrachtet nicht von der experimentellen Intervention („Verum“) zu unterscheiden ist – was wir dann als „placebo-kontrollierten Versuch“ bezeichnen.

Das klassische Beispiel hierfür wäre die Gabe von Pillen, die, statt dem eigentlichen Wirkstoff, lediglich Füllstoffe enthalten. Der tatsächliche Effekt der Behandlung wird als Differenz zwischen Placebo und Verum beschrieben, was allerdings nicht bedeutet, dass Placebos (und ihre Pendants, die Nocebos) keinerlei Auswirkungen auf uns haben (siehe hierzu auch unsere beiden Beiträge zu Placebos und Nocebos).

Im Gegenteil: Die sportwissenschaftliche Forschung der vergangenen zwei Jahrzehnte legt nahe, dass Placebo- und Nocebo-Effekte dazu in der Lage sind die sportliche Leistungsfähigkeit („Performance“) signifikant zu beeinflussen (16)(17)(18).

Das kann mitunter zu Problemen führen, denn wann immer eine neue, placebo-kontrollierte Studie veröffentlicht wird, in der Supplement X oder Trainingsmethode Y zu einer gesteigerten Trainingsperformance geführt hat, neigen wir üblicherweise dazu, den Impact, den Placebos ausüben können, zu ignorieren. Erschwerend kommt hinzu, dass sich das Ausmaß dieser Effekte schwer einschätzen lässt, da Placebo-Effekte fälschlicherweise auch anderen Phänomenen (z.B. Reaktionsverzerrungen, einer Regression zum Mittelwert, sowie einem natürlichen Verlauf der untersuchten Variable; in diesem Fall die Performance) zugeschrieben werden können -was selbstverständlich auch für Nocebo-Effekte zutrifft.

Unspezifische und Placebo-Effekte bei medizinischen Behandlungen haben eine Reihe von Nebeneffekten, wie z.B. den natürlichen Krankheitsverlauf und spontane Symptomschwankungen, statistische Phänomene (wie z.B. die Regression zum Mittelwert), Reaktionsverzerrungen und falsch-positive Reaktionen, kontextuelle Faktoren und die Auswirkungen von Interventionen, sowie die eigentliche Placebo-Reaktion. Die Placebo-Reaktion selbst wird durch assoziative Lern- oder Konditionierungsprozesse sowie durch kognitive Faktoren, wie die Erwartung des Patienten an einen Nutzen der Behandlung und die Qualität der Arzt-Patienten-Kommunikation vermittelt. Die Gleichheit der Anteile ist nicht als Hinweis auf einen statistisch ausgewogenen Beitrag zu verstehen. (Bildquelle: Schedlowski et al., 2015)

Unspezifische und Placebo-Effekte bei medizinischen Behandlungen haben eine Reihe von Nebeneffekten, wie z.B. den natürlichen Krankheitsverlauf und spontane Symptomschwankungen, statistische Phänomene (wie z.B. die Regression zum Mittelwert), Reaktionsverzerrungen und falsch-positive Reaktionen, kontextuelle Faktoren und die Auswirkungen von Interventionen, sowie die eigentliche Placebo-Reaktion. Die Placebo-Reaktion selbst wird durch assoziative Lern- oder Konditionierungsprozesse sowie durch kognitive Faktoren, wie die Erwartung des Patienten an einen Nutzen der Behandlung und die Qualität der Arzt-Patienten-Kommunikation vermittelt. Die Gleichheit der Anteile ist nicht als Hinweis auf einen statistisch ausgewogenen Beitrag zu verstehen. (Bildquelle: Schedlowski et al., 2015)

Aus diesem Grund sind zusätzliche Studien vonnöten, in denen Placebo- und Nocebo-Effekte in hochwertig designten Studien analysiert werden, in denen die Wirkung von Placebos und Nocebos mit Kontrollgruppen verglichen wird, die keine Behandlung/Intervention durchlaufen haben.

Wir wissen also bereits, dass Placebos und Nocebos dazu in der Lage sind unsere sportliche Leistungsfähigkeit zu beeinflussen und wie wir das Ausmaß dieser Effekte durch zusätzliche Untersuchungen besser erforschen können. Die für unsere Leser interessantere Frage lautet vermutlich jedoch: Wie stark sind diese Effekte in der Praxis?

Ein Team aus Forschern hat sich die gleiche Frage bereits selbst gestellt und versucht, sie anhand einer Meta-Analyse zu beantworten. Lass‘ uns also schauen, zu welchem Fazit sie gelangt sind… (...)


Dieser Artikel erschien in der 05/2022 Ausgabe des Metal Health Rx Magazins.

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Bildquelle Titelbild: Pixabay.com / HeungSoon ; Pixabay Lizenz


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