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Regionale Hypertrophie I: Aktuelle Studienlage in Bezug auf das Unterkörper-Training (Oberschenkel- & Waden)

In einem Review aus dem Jahr 2000 wurde die Skelettmuskulatur als heterogenes Gewebe beschrieben, welches zahlreiche inter- und intramuskuläre Unterschiede aufweist (d.h. in Bezug auf Architektur, Faserzusammensetzung und Muskelfunktion), so dass ein einzelner Muskel nicht einfach als eine Ansammlung von Muskelfasern beschrieben werden kann, die sich vom Ursprung bis zum Ansatz erstrecken (1). Es konnte demonstriert werden, dass Muskelaufbau regionalspezifisch auftritt, wobei proximal* und/oder distal** stärkere Adaptionen zu beobachten sind (2)(3). Elektromyographische Daten weisen auf eine selektive Rekrutierung verschiedener Muskelregionen hin, die je nach Art der ausgeführten Übung verändert werden kann (1).

MR-Bilder (Magnetresonanztomographie) der distalen (6 cm vom Ellbogengelenk entfernt), mittleren (16 cm vom Ellbogengelenk entfernt) und proximalen (26 cm vom Ellbogengelenk entfernt) Region des Oberarms vor (oben) und nach (unten) dem chronischen Krafttraining (12 Wochen, 3 Einheiten/Woche mit Trizeps-Extensions im Liegen. (Bildquelle: Wakahara et al., 2011)

MR-Bilder (Magnetresonanztomographie) der distalen (6 cm vom Ellbogengelenk entfernt), mittleren (16 cm vom Ellbogengelenk entfernt) und proximalen (26 cm vom Ellbogengelenk entfernt) Region des Oberarms vor (oben) und nach (unten) dem chronischen Krafttraining (12 Wochen, 3 Einheiten/Woche mit Trizeps-Extensions im Liegen. (Bildquelle: Wakahara et al., 2011)

* Proximal = zum Muskelursprung/zur Körpermitte hin (z.B. beim Bizeps näher an der Schulter dran). ** Distal = vom Muskelursprung/der Körpermitte entfernt (z.B. beim Bizeps näher am Ellenbogen

Längsschnittstudien zum Krafttraining zeigen auch, dass sich einzelne Muskeln, sowie Gruppen von synergistischen Muskeln auf regionalspezifische Weise anpassen (1). Das weiter obern erwähnte Review behandelte bereits ein Großteil der Literatur über die uneinheitliche Reaktion der Skelettmuskulatur auf das Widerstandstraining behandelt und die Schlussfolgerung gezogen, dass es aufgrund der uneinheitlichen Reaktion der Muskulatur, die bei verschiedenen Übungen unterschiedliche Rekrutierungsmuster aufweist, keine einzige optimale Übung zur Induktion der Hypertrophie bestimmter Skelettmuskeln gibt.

Nunmehr 20 Jahre später veröffentlichte ein Team aus Forschern ein weiteres systematisches Review, bei dem die regionale Hypertrophie im Fokus steht (4). Diese Arbeit berücksichtigt insgesamt 14 Studien und man stellte fest, dass in allen Untersuchungen bis auf einer die  anatomische Querschnittsfläche einiger Muskelregionen stärker zunahm, als bei anderen (4). Einige Studien stellten eine Zunahme in der distalen Region fest, andere berichteten über eine Zunahme in der mittleren Region, und einige stellten Unterschiede zwischen den Regionen fest, gaben aber nicht an, welche am stärksten zunahm.

Meta-Studie: Von insgesamt 14 berücksichtigten Untersuchungen ergaben 13 Arbeiten, dass die anatomische Querschnittsfläche einiger Regionen eines Muskels in größerem Maße zunahm als in anderen. (Bildquelle: Zabaleta-Korta et al., 2020)

Meta-Studie: Von insgesamt 14 berücksichtigten Untersuchungen ergaben 13 Arbeiten, dass die anatomische Querschnittsfläche einiger Regionen eines Muskels in größerem Maße zunahm als in anderen. (Bildquelle: Zabaleta-Korta et al., 2020)

Die Schlussfolgerung lautete, dass die Hypertrophie zwischen und innerhalb der Muskelköpfe nicht homogen ist und dass regionale Hypertrophie tatsächlich in den Muskeln des Oberschenkels (Quadriceps femoris), des Trizeps (Triceps brachii) und Bizeps (Biceps brachii) auftritt (4). Die Wissenschaftler stellten auch eine Tendenz zur Hypertrophie des distalen Teils des Quadriceps femoris als Reaktion auf exzentrisches Training (wahrscheinlich aufgrund der unterschiedlichen Belastung in den verschiedenen Regionen des Muskels) fest.

Es wird vermutet, dass die Tendenz der Muskeln zu einer ungleichmäßigen Hypertrophie (2)(5)(6)(7) das Ergebnis einer regionalen Muskelaktivierung oder vielleicht von Unterschieden in der Sauerstoffversorgung der Muskeln bei einer bestimmten Übung ist (2)(8). Möglicherweise hängt dies auch mit der übungsspezifischen intramuskulären Aktivierung und/oder der Sauerstoffsättigung des Gewebes zusammen (2)(3)(8).

In diesem ersten Part meiner Artikelserie werde ich die bisherige wissenschaftlicher Literatur zu spezifischen Trainingsvariablen zur regionalen Hypertrophie (darunter Bewegungsradius (ROM), Übungsvariation und -intensität, Muskelaktionen und Wiederholungsgeschwindigkeit, behandeln und mit den Muskelgruppen des unteren Körpers beginnen.  (...)


Dieser Artikel erschien in der 06/2024 Ausgabe des Metal Health Rx Magazins.

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Bildquelle Titelbild: Fotolia / Restyler


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