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Höherer Fettaufbau im Kalorienüberschuss mit gesättigten Fetten (Vs. mehrfach-ungesättigten Fetten)

Höherer Fettaufbau im Kalorienüberschuss mit gesättigten Fetten (Vs. mehrfach-ungesättigten Fetten)

Eine Kalorie ist eine Kalorie, oder?

Nun, ja, ist sie – zumindest dann, wenn du die physikalische Definition hernimmst, die besagt, dass eine Kalorie die Energiemenge ist, die man benötigt, um ein Gramm Wasser um ein Grad Celsius zu erwärmen.

Diese Definition verrät uns aber nichts darüber, wie Makronährstoffe (die besagte Energie enthalten) physiologisch verstoffwechselt und genutzt werden. In der Praxis zeigt sich nämlich, dass eine Kalorie aus Fett nicht gleichzusetzen ist, wie eine Kalorie aus Protein oder Kohlenhydraten – darüber haben wir bereits berichtet (3)(4)(5).

Höherer Fettaufbau im Kalorienüberschuss mit gesättigten Fetten (Vs. mehrfach-ungesättigten Fetten)

Das Studiendesign

Ja, es zeigt sich sogar, dass ein- und derselbe Makronährstoff, wie z.B. Fett, vom Körper unterschiedlich metabolisiert wird – Jorn Trommelen hat diesbezüglich eine interessante Studie ausgegraben, bei der man untersucht hat, wie sich ein Kalorienüberschuss von 750 kcal bei 39 jungen und normalgewichtigen Individuen über einen Zeitraum von 750 kcal auf die Körperzusammensetzung und das Leberfett ausgewirkt hat (2). Das Studienergebnis hat der gute Mann visuell aufbereitet – siehe Grafik unten (1).

Dieser Kalorienüberschuss wurde erreicht, indem die Probanden entweder Muffins erhielten, die hauptsächlich aus gesättigten Fetten (SFAs, Palmöl) oder aus mehrfach-ungesättigten Fetten (PUFAs, Sonnenblumenöl) bestanden.

Das Studienergebnis

Der Gewichtsanstieg verlief in beiden Gruppen identisch, doch in der Gruppe, die sich von Muffins ernährt hat, die überwiegend gesättigte Fette enthielten, bestand der Gewichtsanstieg zu 80% aus Körperfett (und 20% Magermasse).

In Probanden, die Muffins erhielten, die primär aus mehrfach-ungesättigten Fetten bestanden, setzte sich der Gewichtsanstieg dagegen zu 50% aus Körperfett (und 50% aus Magermasse).

Veränderung der Körperkomposition (inkl. Viszeral- und Leberfett) VOR und NACH der 7-wöchigen Intervention mit einem Kalorienüberschuss von 750 kcal aus Muffins, die aus gesättigten Fettsäuren (SFA, Palmöl) und mehrfach-ungesättigten Fettsäuren (PUFA, Sonnenblumenöl).

Veränderung der Körperkomposition (inkl. Viszeral- und Leberfett) VOR und NACH der 7-wöchigen Intervention mit einem Kalorienüberschuss von 750 kcal aus Muffins, die aus gesättigten Fettsäuren (SFA, Palmöl) und mehrfach-ungesättigten Fettsäuren (PUFA, Sonnenblumenöl). (Bildquelle: Rosqvist et al., 2014)

Nicht einmal Fettkalorien sind pauschale "Fettkalorien": Das Ergebnis der Rosqvist-Studie zeigt, dass verschiedene Fettsäuren, etwa pflanzliche gesättigte und mehrfach-ungesättigte Fettsäuren, vom Körper unterschiedlich genutzt werden.

Nicht einmal Fettkalorien sind “pauschale Fettkalorien”: Das Ergebnis der Rosqvist-Studie zeigt, dass verschiedene Fettsäuren, etwa pflanzliche gesättigte und mehrfach-ungesättigte Fettsäuren, vom Körper unterschiedlich genutzt werden. Lean Mass = Magermasse; Fat Mass = Fettmasse; Saturated Fat = Gesättigte Fettsäuren; Polyunsaturated Fat = Mehrfach-Ungesättigte Fettsäuren. (Bildquelle: Jorn Trommelen & Nutrition Tactics)

Sie sehen: Eine Differenz aus 30% Körperfett bei identischer Kalorien- bzw. identischer Fettzufuhr.

Zudem zeigte sich in der Gruppe, deren Kalorienüberschuss primär aus mehrfach-ungesättigten Fettsäuren bestand, einen geringeren Aufbau von Leber- und Viszeralfett (du weißt schon … das ist diese Art von Fett, die zwischen deinen Organen sitzt und als besonders gesundheitsschädlich gilt).

Grafische Darstellung der relativen Veränderung der Körperkomposition und des Leberfettgehalts mittels MRI-Messung nach einem 7-wöchigen Überschuss mit gesättigten Fetten (SFAs) bzw. mehrfach-ungesättigten Fetten (PUFAs) in 39 ansonsten gesunden, normalgewichtigen Individuen. A = Leberfett; B = Viszeralfett; C = abdominales subkutanes Körperfett; D = Verhältnis von Viszeral-zu-Subkutanfett; E = Gesamtkörperfett; F = Magermasse.

Grafische Darstellung der relativen Veränderung der Körperkomposition und des Leberfettgehalts mittels MRI-Messung nach einem 7-wöchigen Überschuss mit gesättigten Fetten (SFAs) bzw. mehrfach-ungesättigten Fetten (PUFAs) in 39 ansonsten gesunden, normalgewichtigen Individuen. A = Leberfett; B = Viszeralfett; C = abdominales subkutanes Körperfett; D = Verhältnis von Viszeral-zu-Subkutanfett; E = Gesamtkörperfett; F = Magermasse. (Bildquelle: Rosqvist et al., 2014)

“In conclusion, overeating different types of fat seemsto have different anabolic effects in the body. The fate ofSFAs appears to be ectopic and general fat accumulation,whereas PUFAs instead promote lean tissue in healthysubjects. Given a detrimental role of liver fat and visceralfat in diabetes, the potential of early prevention of ectopicfat and hepatic steatosis by replacing some SFAs withPUFAs in the diet should be further investigated.” – Rosqvist et al., 2014

Die Interpretation

In der Praxis könnte dies bedeuten, dass du bei einem gehörigen Kalorienüberschuss (750 kcal pro Tag sind kein Pappenstiel!) lieber weniger gesättigte (pflanzliche) Fette konsumierst und dafür mehr mehrfach-ungesättigte (pflanzliche Fette) isst, um den Fettaufbau zu limitieren.

Die Studienmankos

Leider muss man an dieser Stelle zugeben, dass die Wahl der Fettquelle ein wenig einseitig geraten ist, denn es wurden nämlich nur pflanzliche Fette verwendet. Interessant wäre es gewesen, wenn man eine dritte Gruppe gehabt hätte, deren gesättigte Fettzufuhr aus tierischen Fetten besteht. Das wäre vermutlich auch die Variante, die für die meisten von uns mehr praktische Relevanz hat (wir kennen niemanden, der aus der Palmöl- bzw. Sonnenblumenöl-Flasche nuckelt, du etwa?).

Zudem hat man es versäumt, gängige Hormonwerte zu erheben. Speziell in diesem Kontext wäre eine Entwicklung des Testosteronspiegels wünschenswert gewesen, da eine hohe Zufuhr an mehrfach-ungesättigten Fetten dazu in der Lage ist den Testosteronspiegel zu reduzieren (was man als Kraftsportler natürlich nicht haben möchte) (6).

Last but not least handelte es sich bei den Probanden nicht um Trainierende. Einerseits würde man im Aufbau ohnehin keinen so üppigen Kalorienüberschuss fahren (zumindest hoffen wir das!) und andererseits hätte das Training womöglich einen signifikanten Einfluss auf das Verhältnis von aufgebauter Magermasse-zu-Fettmasse.


Falls dir dieser kleine Studien-Einblick gefallen hat und du mehr (hochwertige & höchstrelevante) Informationen zu Training, Gesundheit und Ernährung haben möchtest, würden wir uns freuen, wenn wir dich als Leser unseres Magazins gewinnen würden.


Quellen, Referenzen & Weiterführende Literatur

(1) Grafik von Nutrition Tactics: Unsaturated fat is better during bulking. URL: https://www.facebook.com/nutritiontactics/photos/a.1716650548549888/2358675227680747/?type=3&theater.

(2) Rosqvist, F., et al. (2014): Overfeeding polyunsaturated and saturated fat causes distinct effects on liver and visceral fat accumulation in humans. In: Diabetes. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24550191.

(3) Minichowski, DN. (2018): Calories Matter | Thermischer Effekt von Nahrung (TEF) bei Fetten. In: Metal Health Rx. URL: https://patreon.aesirsports.de/calories-matter-thermischer-effekt-von-nahrung-tef-bei-fetten/.

(4) Minichowski, DN. (2018): Calories Matter II | Thermogener Effekt von Nahrung (TEF) bei Kohlenhydraten. In: Metal Health Rx. URL: https://patreon.aesirsports.de/calories-matter-thermogener-effekt-von-nahrung-tef-kohlenhydrate/.

(5) Minichowski, DN. (2018): Calories Matter III | Thermogener Effekt von Nahrung (TEF) bei Protein. In: Metal Health Rx. URL: https://patreon.aesirsports.de/calories-matter-thermogener-effekt-von-nahrung-tef-protein/.

(6) Minichowski, DN. (2019): Ist Fett ein natürlicher Testosteron-Booster? In: Metal Health Rx: 04/2019. URL: https://patreon.aesirsports.de/ist-fett-ein-natuerlicher-testosteron-booster/.


Bildquelle Titelbild: Fotolia / Voyagerix


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