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Diät-Softgetränke mit Süßstoff: Steigern sie den Appetit und das Verlangen nach Süßem?

Diät-Softgetränke mit Süßstoff: Steigern sie den Appetit und das Verlangen nach Süßem?

Künstliche Süßstoffe werden seit einigen Jahren bei der Produktion von Lebensmitteln und Getränken eingesetzt, um Zucker als Zutat zu ersetzen und den Energiegehalt der Produkte zu begrenzen. Die aktuelle Evidenz deutet darauf hin, dass der Verzehr süßstoffhaltiger Lebensmittel und Getränke – als Ersatz zu konventionellen, zuckerhaltigen Pendants - dabei helfen kann, die tägliche Kalorienzufuhr zu reduzieren und Gewicht bzw. Körperfett zu verlieren (12)(13).

Der Einsatz künstlicher Süßstoffe in der Lebensmittelindustrie bleibt indes kontrovers diskutiert. Dies liegt einerseits daran, dass es Stimmen gibt, welche die Sicherheit dieser Zuckeraustauschstoffe, im Hinblick auf die langfristige Gesundheit, (unbegründet) in Frage stellen (10)(11). Andererseits wird oft behauptet, dass wir unseren Körper durch den Gebrauch süßlich schmeckender Substanzen, die ihm keinen oder nur einen geringen Energiegehalt liefern, täuschen würden – was am Ende nur dazu führt, dass wir uns an den süßen Geschmack gewöhnen und hinterher einen verstärkten Heißhunger danach verspüren:

"Lastly, artificial sweeteners, precisely because they are sweet, encourage sugar craving and sugar dependence. Repeated exposure trains flavor preference." - Yang et al., 2010

"Thus, repeated exposure to NNS (non-nutritive sweeteners) would be expected to establish and maintain a preference for sweet items in the diet." - Mattes & Popkin, 2009

"In addition, overstimulation of sugar receptors by frequent consumption of hyper-intense sweeteners may cause taste preferences to remain in, or revert to, an infantile states (i.e., with limited tolerance to more complex tastes." Ludwig, 2009

Im Gegensatz zu Salz, wo es durch eine entsprechende Exposition durchaus zu einer gewissen Präferenz für salzige Lebensmittel kommen kann (15)(17), mangelt es an einschlägigen Beweisen, welche diese sogenannte „Sweet Tooth“-Hyptothese stützen (was natürlich nicht automatisch bedeutet, dass es auch so ist; es muss einfach in Zukunft besser erforscht werden).

In einem kürzlich veröffentlichten systematischen Review kommen Appleton et al. (2018) zu dem Schluss, dass es nur eine begrenzte Evidenz bezüglich der Effekte von Süße auf Akzeptanz, Präferenz und Wahl von süßen Lebensmitteln und Getränke gibt:

"The available evidence suggests possible reduced preferences for sweet taste following exposure in the shorter term, butlimited and equivocal effects in the longer term." - Appleton et al., 2018

Entsprechend kontrollierte Studien zeigen sogar, dass die Präferenz für süße Lebensmittel und Getränke in der kurzen Frist (<1 Monat) nach einer verstärkten Exposition sogar abnimmt (5). Diese Ergebnisse werden durch Untersuchungen gestützt, in denen die Probanden wiederholt Getränke konsumierten, die entweder mit Süßstoffen gesüßt wurden oder einfach nur aus Wasser bestanden (18).

Eine andere Hypothese, die im Raum steht, ist jene, die besagt, dass Süßstoffe bzw. süßstoffhaltige Produkte ein bestehendes Verlangen befriedigen, es aber nicht zusätzlich steigern. Diese Annahme wird durch das häufig beobachtete Phänomen der sensorisch-spezifischen Sättigung (SSS, auch häufig als wahrnehmungsspezifische Sättigung bezeichnet), wie es ursprünglich von Rolls et al. (1981) bezeichnet wurde (19), gestützt.

Stell dir vor, du hast vor dir eine Prinzenrolle liegen und so richtig Bock auf Kekse. Du holst einen Keks aus der Rolle und er schmeckt einfach fantastisch. Der zweite Keks schmeckt ebenfalls super. Der dritte Keks schmeckt dir vielleicht auch noch, doch so langsam hast du keine Lust mehr auf weitere Kekse. Schlussendlich kommt irgendwann der Moment, an dem du keinen weiteren Keks mehr essen willst und die Packung weglegst. Das bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass du vollkommen satt bist und nichts mehr essen willst. Du hast aktuell nur einfach keinen Bock mehr auf Prinzenrolle, aber dafür vielleicht Lust auf eine Tüte Chips oder so.

Es ist also durchaus denkbar, dass dein Verlangen nach Süßem nach dem Genuss eines süßstoffhaltigen Getränks fürs erste befriedigt (oder zumindest reduziert) ist. Zudem kann es ebenfalls sein, dass dieser kurzfristige Effekt auf die sensorisch-spezifische Sättigung potenzielle Langzeiteffekte für die Präferenz süßer Lebensmittel und Getränke, die der Konsum von Süßstoffen potenziell mit sich bringt, überwiegt.

Und genau das bringt uns zum Kernthema dieses Beitrags: Steigern süßstoffhaltige Softgetränke den Appetit und das Verlangen nach Süßem? Oder sorgen sie eher für das Gegenteil - also dass Heißhungergelüste abnehmen und es uns leichter fällt, kalorienreichen Versuchungen zu widerstehen?

Nun, wir wären alle nicht hier, wenn ich nicht im gleichen Atemzug versuchen würde, dir eine Antwort auf diese überaus interessante Frage zu liefern. (...)


Dieser Artikel erschien in der 01/2021 Ausgabe des Metal Health Rx Magazins.

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Bildquelle Titelbild: depositphotos / bhofack2


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