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Sinnvolle Therapie-Ergänzung: Wirkt Creatin anti-depressiv?

Sinnvolle Therapie-Ergänzung: Wirkt Creatin anti-depressiv?

Auf Basis einer systematischen Analyse der Global Burden of Disease Studie (GBD 2019) leiden schätzungsweise mehr als 350 Millionen Menschen an einer schweren depressiven Störung (36). Zu den charakteristischen Merkmalen einer solchen depressiven Erkrankung gehören beispielsweise Niedergeschlagenheit, Anhedonie bzw. ein verringertes Interesse an freudespendenden Aktivitäten, Schuldgefühle, fehlender Antrieb, Konzentrationsschwierigkeiten, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Gefühle der Wertlosigkeit, innere Unruhe sowie  psychomotorische Beeinträchtigungen und Suizidgedanken (37).

Die Behandlung erfolgt in der Regel mittels Psychotherapie und Pharmakotherapie, die gleichermaßen als effektiv zur Behandlung depressiver Erkrankungen angesehen werden (38)(39)(40). Die Anzahl der Betroffenen, die nicht auf konventionelle Behandlungsmethoden ansprechen, liegt mit 1/3 bis 1/4 jedoch ausgesprochen hoch (41), so dass Therapie-Abbrüche aufgrund mangelnder Wirkung und/oder Nebenwirkungen häufig abgebrochen werden (42)(43). Dies ist natürlich einer der Gründe, warum laufend nach neuartigen und ergänzenden Methoden geforscht wird, welche synergistisch wirken und die Behandlungseffizienz bestehender Therapieformen erhöhen.

Netzwerkdiagramm zur Reaktion auf Psychotherapie, Pharmakotherapie, die Kombination aus Psychotherapie und Pharmakotherapie, die Kombination aus Psychotherapie und Placebo sowie ausschließlich Placebo bei Depression. Die Knoten (Nodes) und Kanten (Edges) sind entsprechend der Anzahl der Teilnehmenden und Vergleiche gewichtet. (Bildquelle: Cuijpers et al., 2020)

Netzwerkdiagramm zur Reaktion auf Psychotherapie, Pharmakotherapie, die Kombination aus Psychotherapie und Pharmakotherapie, die Kombination aus Psychotherapie und Placebo sowie ausschließlich Placebo bei Depression. Die Knoten (Nodes) und Kanten (Edges) sind entsprechend der Anzahl der Teilnehmenden und Vergleiche gewichtet. (Bildquelle: Cuijpers et al., 2020)

Die Einnahme von Creatin-Monohydrat – einem Nahrungsergänzungsmittel, welches sich insbesondere in Sportlerkreisen großer Beliebtheit erfreut, weil es die körperliche Leistungsfähigkeit im Training unterstützt – könnte eine solche kostengünstige und sichere Option zur Steigerung des Therapieerfolgs bei Depressionen sein. Creatin, welches wir auch ganz normal über unsere tägliche Nahrung (z.B. Fleisch, Fisch und Milchprodukte) aufnehmen, wird im Körper in begrenzten Mengen durch Leber und Gehirn synthetisiert und gespeichert, wo es einen wichtigen Beitrag zur energetischen Versorgung (ATP-Resynthese) leistet (9).

Eine beeinträchtigte Regulation der Energiespeicher im Gehirn, etwa durch geringe Creatin-Konzentrationen (14), wird in Mensch und Tier mit einer Reihe von depressiven Symptomen und einer (medikamentösen und verhaltensbezogenen) Behandlungsresistenz in Verbindung gebracht (10)(16). Es ist darüber hinaus bekannt, dass Creatin eine neuroprotektive Effekte hat, die dazu in der Lage ist auf Neurorezeptoren (z.B. Serotonin, Noradrenalin, Dopamin, Adenosin und N-Methyl-d-Aspartat) einzuwirken, von denen wir wissen, dass sie eine Rolle bei Depressionen spielen, wobei es auch zu Wechselwirkungen mit anti-depressiven Medikamenten kommt (10)(16).Basierend auf diesen Erkenntnissen wurde in der Vergangenheit darüber spekuliert, dass eine Supplementation mit Creatin dazu in der Lage sein könnte die Effizienz konventioneller Behandlungsmethoden im Kampf gegen Depressionen zu verbessern. Diese Annahme wird durch eine Vielzahl von (prä-)klinischen Untersuchungen gestützt (10)(16)(44)(45)(46)(47), wobei einige Arbeiten darauf hindeuten, dass die Ergänzung von Creatin mit herkömmlichen Therapieformen den Schweregrad einer Depression reduzieren und die Kognition betroffener Patienten verbessern kann (30)(31)(32)(33)(34)(48).

Creatin wird als Neuromodulator angesehen, da es in Vesikeln gespeichert und auf aktionspotenzialabhängige Weise freigesetzt wird, was zur Modulation mehrerer Neurotransmittersysteme und Signalwege führt, die mit Depression in Verbindung stehen. Die anti-depressive Wirkung von Creatin wird vermutlich durch die Aktivierung von Dopamin-D1- und D2-Rezeptoren, sowie serotonergen 5-HT1A-Rezeptoren, α1-Adrenozeptoren und Adenosin-A1- und A2A-Rezeptoren vermittelt. Darüber hinaus kann Creatin die N-Methyl-D-Aspartat (NMDA)-Rezeptoren hemmen. Die Modulation dieser Rezeptoren könnte für die anti-depressiven und neuroprotektiven Effekte von Kreatin verantwortlich sein. ADP: Adenosindiphosphat;  AMPc: cyclisches Adenosinmonophosphat; ATP: Adenosintriphosphat; CK: Kreatinkinase; Cr: Creatin; PCr: Phosphocreatin. (Bildquelle: Pazini et al., 2019)

Creatin wird als Neuromodulator angesehen, da es in Vesikeln gespeichert und auf aktionspotenzialabhängige Weise freigesetzt wird, was zur Modulation mehrerer Neurotransmittersysteme und Signalwege führt, die mit Depression in Verbindung stehen. Die anti-depressive Wirkung von Creatin wird vermutlich durch die Aktivierung von Dopamin-D1- und D2-Rezeptoren, sowie serotonergen 5-HT1A-Rezeptoren, α1-Adrenozeptoren und Adenosin-A1- und A2A-Rezeptoren vermittelt. Darüber hinaus kann Creatin die N-Methyl-D-Aspartat (NMDA)-Rezeptoren hemmen. Die Modulation dieser Rezeptoren könnte für die anti-depressiven und neuroprotektiven Effekte von Kreatin verantwortlich sein. ADP: Adenosindiphosphat;  AMPc: cyclisches Adenosinmonophosphat; ATP: Adenosintriphosphat; CK: Kreatinkinase; Cr: Creatin; PCr: Phosphocreatin. (Bildquelle: Pazini et al., 2019)

Ein großes Problem bei der bisherigen Studienlage ist, dass das Design vieler dieser Studien keine Placebo-Gruppe vorsah. Entsprechend dient die Arbeit, mit der wir uns in diesem Beitrag ausführlich befassen wollen, als eine Art von „Proof-of-Concept“, welche die anti-depressive Effizienz von Creatin-Monohydrat in Kombination mit einer kognitiven Verhaltenstherapie mit der einer reinen kognitiven Verhaltenstherapie (Kontrollgruppe) verglichen hat.


Dieser Artikel erschien als Editorial-Beitrag in der Januar 2025 Ausgabe des MHRx Magazins. Registriere dich kostenlos oder logge dich mit deinem bestehenden Account ein, um diesen Artikel vollständig zu lesen!


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Bildquelle Titelbild: Fotolia / Starstuff


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