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Zitronenwasser (am Morgen): Wie sinnvoll & gesund ist es wirklich?

Zitronenwasser (am Morgen) ist super gesund: Erzähl‘ doch keinen Bullshit!

Na, gehörst du auch zu jener Fraktion von Menschen, die sich morgens – nach dem Aufstehen – erst einmal ein Glas Zitronenwasser genehmigen, um in den Tag zu starten?

Keine Ahnung, in welchen Kreisen du dich so bewegst und ob du schon mal davon gehört hast, aber diese Praxis hat erstaunlich viele Befürworter und Advokaten, die damit eine Vielzahl an gesundheitlichen Vorteilen und Benefits in Verbindung bringen.

Der erst kürzlich verstorbene (aber sehr bekannte) Kraft-Coach Charles Poliquin war z.B. so ein Geselle, der den Konsum von Zitronenwasser mit (buntem) Salz am Morgen empfahl, um die Verdauung zu unterstützen, den Körper zu mineralisieren und ihm bei der „Entgiftung“ zu helfen (1). Derartige Behauptungen konnten von ihm jedoch zu keiner Zeit ernsthaft belegt werden und man brauchte schon sehr viel Fantasie, um die gleichen Rückschlüsse zu ziehen – was seine Jünger jedoch nicht davon abhielt (und abhält) diese Praxis weiterzuempfehlen.

Zitronenwasser (am Morgen) ist gesund: Erzähl‘ doch keinen Bullshit!

Sieht gesund aus, bringt aber nicht so viel: Zitronenwasser am Morgen. In diesem umfassenden Beitrag erfährst du die ganze Wahrheit zum aktuellen Hype. (Bildquelle: Fotolia / nblxer)

Gönn‘ dir ruhig, aber erwarte nicht zu viel!

Bevor wir uns eingehender mit den unzähligen Behauptungen auseinandersetzen und die dazugehörige Studienlage näher beleuchten, möchte ich vorab sagen, dass ich absolut nichts dagegen habe, wenn sich jemand am morgen sein Zitronenwasser mit einer Prise Salz reinpfeift - insbesondere deswegen nicht, weil es ohnehin viele Menschen gibt, die es tagsüber so ihre Probleme damit haben den Körper ausreichend zu hydrieren. Bei einigen Personengruppen, etwa jenen, die zur Bildung von Nierensteinen neigen, könnte die Praxis eventuell sinnvoll sein, aber man sollte die Kirche doch bitte mal im Dorf lassen.

Durch den Verzehr von Zitronenwasser wirst du weder auf wundersame Art und Weise abnehmen, noch deinen Körper entgiften oder gar Krebs damit heilen. Lies‘ also weiter und erfahre, auf welchen Annahmen die Behauptungen fußen und was die Literatur diesbezüglich wirklich zu sagen hat – und dann wirst auch du zu der Überzeugung gelangen, dass dieses Ritual nur bedingt Nutzen stiftet.

Behauptung Nr. 1: Zitronenwasser entgiftet den Körper

Wir steigen am besten gleich in jene Behauptung ein, die uns im Kontext des Zitronenwasserverzehrs am häufigsten begegnet: Das mirakulöse Gesöff soll entgiften.

Der Verzehr von Zitronenwasser soll deinem Körper dabei helfen Entgiftungsprozesse zu unterstützen, was dich unter dem Strich gesünder machen und das Wohlbefinden steigern soll. Nun, die große Neuigkeit auf diesem Gebiet (die eigentlich keine ist) lautet, dass dein Körper - Dank Leber und Nieren - bereits über sehr gute Filteranlagen verfügt, welche dafür sorgen, dass sich keine Giftstoffe und Toxine im Gewebe in erhöhter Konzentration anreichern. Sollte es jedoch einmal wirklich zu einer toxischen Belastung kommen, so glaube mir, dass du dieses Problem mit ein wenig Zitronensaft nicht lösen wirst – dieses Thema hat mein Kollege Christian Kirchhoff lang und breit in seinem Beitrag „Detox – Zwischen Mythos & Fakten“, der in der Juni 2018 Ausgabe der MHRx erschienen ist, erläutert (2).

Darin findet sich auch ein Passus, der u.a. erklärt, auf welche Art und Weise eine vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung dabei helfen kann die körpereigenen Prozesse zu unterstützen.

Das heißt: Es gibt durchaus Lebensmittel, die bioaktive Stoffe enthalten, die nachweislich (oder potenziell) das Detox-System des Körpers beeinflussen können – etwa indem sie Effekte auf wichtige Enzyme entfalten (3)(4). Beispiele gefällig?

  • Brokkoli enthält beispielsweise einen Wirkstoff, den man Sulforaphan nennt und der im Tierversuch (in Extraktform) eine schützende Wirkung auf die Leber vor xenobiotischen Stoffen gezeigt hat (5).
  • Ein anderer Vitalstoff, Limonen, der in Zitronen vorkommt, zeigte über einen Zeitraum von 10 Tagen in einer Mausstudie eine positive Wirkung auf die Konzentration von reduziertem Glutathion (GSH) (6).

Jeder, der sich ein wenig mit der Interpretation von Studien beschäftigt und daraus versucht sinnvolle Strategien für die Praxis abzuleiten, sollte an dieser Stelle merken, wo die Probleme liegen:

  • Zuerst einmal handelt es sich um Tierversuche und keine klinischen Humanstudien.
  • Zweitens arbeiten diese Untersuchungen mit isolierten Wirkstoffen und Extrakten.

Diese Experimente verraten uns rein gar nichts darüber, ob diese Wirkstoffe im Menschen denselben Effekt in einem identischen Umfang haben oder (...)


Dieser Artikel erschien in der 12/2018 Ausgabe des Metal Health Rx Magazins.

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Bildquelle Titelbild: Fotolia / voloshin311


 

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