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Smartphone Apps & Activity Tracker zur Steigerung der körperlichen Aktivität: Helfen sie wirklich?

Smartphone Apps & Activity Tracker zur Steigerung der körperlichen Aktivität: Wie effektiv sind sie wirklich?

Körperliche Aktivität wird gemäß der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „jede durch Skelettmuskeln erzeugte Körperbewegung, die einen Energieaufwand erfordert“ definiert (19).

Und wie du bereits in zahlreichen Beiträgen von uns erfahren hast, übernimmt jene körperliche Aktivität einen besonderen Stellenwert in unserem Leben - nämlich dann, wenn es um die Verbesserung und den Erhalt der (langfristigen) Gesundheit und des Wohlbefindens (aber auch der Ästhetik) geht (5)(7)(8). Dabei geht es in erster Linie nicht (nur) um eine sportliche Betätigung, sondern vielmehr die generelle körperliche Aktivität im Alltag (auch als „NEAT“ bekannt), die uns dabei helfen kann, Gewicht (Körperfett) zu verlieren und eine gewünschte Körperkomposition zu halten (3)(4)(5)(6)(7).

Konzeptuelles Modell zur Veranschaulichung der potenziellen Pfade, über die körperliche Aktivität die Energiebilanz, das Körpergewicht und damit zusammenhängende Gesundheitsergebnisse beeinflussen kann. (Bildquelle: Jakicic & Davis, 2011)

Konzeptuelles Modell zur Veranschaulichung der potenziellen Pfade, über die körperliche Aktivität die Energiebilanz, das Körpergewicht und damit zusammenhängende Gesundheitsergebnisse beeinflussen kann. (Bildquelle: Jakicic & Davis, 2011)

Das Ding ist: Die meisten Menschen sind allerdings nicht besonders gut, wenn es darum geht, eine ehrliche und realistische Einschätzung ihres Bewegungsverhaltens (oder genauer gesagt, der Anzahl der verbrannten Kalorien durch besagte körperliche Aktivität) abzuliefern, was häufig auch für die Ernährung (die Anzahl der über Nahrung und Getränke zugeführten Kalorien) betrifft.

Die wissenschaftliche Literatur kennt dieses Phänomen als „Under“- bzw.Overreporting und bezieht sich damit auf eine (un-)bewusste Verzerrung der tatsächlichen Sachlage, indem die Kalorienzufuhr tendenziell zu niedrig und der Kalorienverbrauch tendenziell zu hoch eingeschätzt wird (23)(24). Der Grad einer solchen Fehleinschätzung lässt sich allerdings mit zunehmender Erfahrung und Know-How im Bereich von Training und Ernährung, also einem gesteigerten Bewusstsein bezüglich des eigenen Körpers und seiner Reaktion auf die tägliche Nahrungszufuhr und körperliche Aktivität – weitestgehend minimieren (22), allerdings erfordert dies natürlich eine gewisse Geduld und Bereitschaft, sich mit der Materie intensiver auseinanderzusetzen.

Ein bekanntes Sprichwort lautet: „What gets measured gets done.“ Es bedeutet sinngemäß, dass sich Dinge, die erfasst und dokumentiert werden, am Ende des Tages auch in die gewünschte Richtung bewegen werden.

Um bei unserem Thema zu bleiben, bietet sich folgendes Beispiel an: Stell dir vor, du möchtest deine körperliche Aktivität steigern. Wäre es da nicht sinnvoll, wenn du den aktuellen Ist-Zustand vorliegen hättest? Sagen wir, du gehst 5.000 Schritte oder bewegst dich für 4 Stunden pro Tag.

  • Wenn du diese Information hast, könntest du dir bewusst vornehmen, dass du heute 5.250 Schritte gehst oder dich für 4 Stunden und 20 Minuten bewegst, was eine kleine Verbesserung gegenüber den vorherigen Werten darstellt.
  • Wenn du diese Information jedoch nicht hast, dann kannst du nur darüber spekulieren, ob die Anzahl der Schritte oder die Stunden/Minuten in Bewegung ausreichen, um aktiver zu sein, als gestern.

Es wird relativ schnell deutlich, dass ein Messinstrument, welches die körperliche Aktivität misst – sie also quantifiziert – es auch gleichzeitig einfacher macht, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um dem gesteckten Ziel einen Schritt näher zu kommen.

Der technische Fortschritt hat uns in den vergangenen Jahren mit einer breiten Palette an Fitness-Apps und Aktivitäts-Trackern gesegnet, die genau diese Aufgabe für uns übernehmen können (9). Und obwohl diese Gadgets keineswegs perfekt bzw. zu 100% präzise sind (20)(21), können sich uns eine objektive Einschätzung darüber geben, wie aktiv wir an diesem oder jenem Tag tatsächlich gewesen sind (z.B. in Relation zu unserer üblichen Tagesaktivität).

Noch wichtiger ist jedoch, dass sie uns ein Ziel liefern können, auf das man hinarbeitet (z.B. eine bestimmte tägliche Schrittzahl). Ein solches Werkzeug kann also von Individuen dazu genutzt werden, um den Alltag bewusst aktiver zu gestalten, was wiederum den täglichen Kalorienverbrauch ankurbelt und es so leichter macht, die Gesundheit und Körperkomposition in die gewünschte Richtung zu lenken oder den Status Quo zu erhalten.

Soweit zumindest die Theorie! Eine aktuelle Untersuchung hat sich mit der Frage beschäftigt, ob solche Fitness-Apps und Aktivitätstracker in der Praxis tatsächlich dazu führen, dass gesunde* Menschen ihren Grad an körperlicher Aktivität steigern. Zudem wurde ergründet, welche Features zu einer gesteigerten körperlichen Aktivität beitragen.

*das ist insofern interessant, weil ein Großteil der bisherigen Forschung auf diesem Gebiet bis dato nicht mit gesunden Probanden durchgeführt wurde, was es durchaus schwierig macht, die Ergebnisse auf eine gesunde Population zu übertragen.

Natürlich werden wir uns diese Untersuchung einmal näher ansehen und schauen, welche Implikationen sich daraus für die gelebte Praxis ableiten lassen können.


Dieser Artikel erschien in der 04/2021 Ausgabe des Metal Health Rx Magazins.

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Bildquelle Titelbild: depositphotos / AllaSerebrina


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