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Männlich & vegan: Proteinzufuhr von 0,8g/kg/Tag unzureichend für eine ausgeglichene Stickstoffbilanze

Männlich & vegan: Proteinzufuhr von 0,8g/kg/Tag unzureichend für eine ausgeglichene Stickstoffbilanz

Eine pflanzliche Ernährung kann grundsätzlich eine adäquate Nährstoffversorgung in allen Lebenszyklen gewährleisten, sofern diese ausreichend gut strukturiert und geplant ist (8). Nichtsdestotrotz besteht die Gefahr einer Mangelversorgung an bestimmten Mikronährstoffen, Vitaminen, Omega 3 Fettsäuren und nicht zuletzt der Proteinzufuhr (3)(9)(10)(11).

Der menschliche Körper ist auf die regelmäßige Zufuhr bestimmter (sog. essenzieller) Aminosäuren angewiesen, um (über-)lebensnotwendige Proteine bilden zu können. Dabei bestehen z.T. signifikante Unterschiede zwischen tierischen und pflanzlichen Proteinquellen, etwa hinsichtlich des Aminosäureprofils oder der Verdaulichkeit. Pflanzliche Proteine verfügen in der Regel über ein Aminosäureprofil, welches – verglichen mit tierischem Protein – als weniger „optimal“ angesehen wird (12). Zudem kann ihre Verdaulichkeit (und somit auch die Aufnahme), aufgrund ihrer Struktur und dem erhöhten Gehalt an Anti-Nährstoffen (z.B. Protease-Hemmer, Phytate etc.), beeinträchtigt sein (14)(15).

Die Proteinqualität eines Lebensmittels wird mit Hilfe der DIAAS-Score („Digestible Indispensable Amino Acid Score“) auf Basis des Aminosäureprofils und der ilealen Verdaulichkeit berechnet (16)(17). Hierbei handelt es sich um eine Bewertungsmethode, die 2013 von der FAO als Nachfolge für den PDCAAS-Wert empfohlen wurde. So weisen tierische Proteinquellen, wie z.B. Milchprodukte, eine signifikant höhere DIAAS-Score (>100) auf, als tierische Proteinquellen, wie etwa Weizen (45), Erbsen (62) oder Soja (84) (18)(19).

Grundsätzlich lässt sich die Problematik der niedrigeren Bioverfügbarkeit pflanzlicher Proteine häufig dadurch lösen, dass man verschiedene pflanzliche Proteinquellen miteinander kombiniert und/oder die Menge an zugeführtem Protein erhöht. In einer Studie zeigten Gorissen et al. (2016) beispielsweise, dass die Einnahme von Casein-Protein (35g) zu einer stärkeren Erhöhung der postprandialen Muskelproteinsynthese führt (+56%), als die gleiche Menge an Weizenprotein (21). Die Erhöhung der Weizen-Protein Menge (auf 60g) reichte jedoch aus, um die Proteinsynthese in einem ähnlichen Ausmaß zu steigern, wie es die Zufuhr von 35g Casein-Protein zu tun vermochte (21). Die Kombination verschiedener Proteine, die zu einer Ergänzung der Aminosäureprofile beiträgt, ist zudem eine gelebte Praxis bei der Zubereitung von Mahlzeiten. Es gibt vermutlich sehr wenige Menschen in Europa, die sich ausschließlich von Weizenprodukten ernähren oder puren Reis essen.

In der Tat stützt die bisherige wissenschaftliche Literatur die Annahme, wonach vegetarisch lebende Menschen adäquat mit Protein versorgt sind (20). Weitaus weniger klar ist allerdings, wie die Versorgung mit ausreichenden Mengen von Protein bei Menschen ausfällt, die eine strikte, rein pflanzliche Ernährung befolgen – also sogenannte Veganer.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine tägliche Proteinzufuhr von 0,8g pro Kilogramm Körpergewicht und Tag (0,8g/kg/Tag (7). Es ist die gleiche Zufuhrempfehlung (RDA), die von dem Institute of Medicine für alle Erwachsenen über 18 Jahren herausgegeben wird und die auf zahlreichen Untersuchungen zur Stickstoffbilanz basiert (22).

Da Protein der einzige Makronährstoff ist, der Stickstoff enthält, kann der Proteinstatus eines Individuums dadurch bestimmt werden, indem man die Stickstoffeinnahme mit der Stickstoffausscheidung verrechnet, wobei eine negative Stickstoffbilanz einen katabolen Zustand  (Proteinabbau > Proteinaufbau) und eine positive Stickstoffbilanz einen anabolen Zustand (Proteinaufbau > Proteinabbau) impliziert. Ein gesunder Mensch, der sich nicht auf einer Diät (Kaloriendefizit) befindet, sollte langfristig eine ausgeglichene Stickstoffbilanz erreichen.

Nun gibt es zwar Untersuchungen zur Stickstoffbilanz, in denen der tägliche Proteinbedarf von Menschen aller Altersklassen, inklusive verschiedener Ernährungsgruppen, näher untersucht wurde – wie z.B. die Meta-Analyse von Rand et al. (2003) (20) – allerdings mangelte es bisher an einschlägigen Studien, in denen die Stickstoffbilanz von strikten Veganern evaluiert wurde.

Eine solche Arbeit ist jedoch in diesem Jahr veröffentlicht worden und ihr Ergebnis zeigt ganz eindeutig: Eine typische Proteinzufuhr von 0,8g/kg/Tag, wie sie von der DGE empfohlen wird, reicht bei vegan lebenden Männern nicht aus, um eine ausgeglichene Stickstoffbilanz zu erreichen. Schauen wir uns diese Untersuchung einmal näher an…


Dieser Artikel erschien als Editorial-Beitrag in der September 2023 Ausgabe des MHRx Magazins. Registriere dich kostenlos oder logge dich mit deinem bestehenden Account ein, um diesen Artikel vollständig zu lesen!


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Bildquelle Titelbild: fotolia / Elnur


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